Ciao, Sven, du warst kein Marathon-Mann!

Um auffällige Posen nicht verlegen: Sven Rickes

(Jetzt auch mit – zurzeit mit einem bemerkenswerten Ergebnis aufwartender – Umfrage, siehe rechts – und mit Nachfolger) Als ich am 16. Juli 2009 zum ersten Mal in meinem Leben einen längeren Beitrag über Sven Rickes schrieb, endete dieser mit den folgenden Sätzen: »Politik ist wie ein Langstreckenlauf«, sagt Rickes. »Mit 30 hätte ich das noch nicht gekonnt.« Doch jetzt freut er sich auf die kommenden Wochen im Wahlkampf, die für ihn »Priorität A« haben, und sagt: »Auf kommunalpolitischer Ebene ist in Zeiten wie diesen alles möglich.«

Wohl wahr. Als Rickes seinen Vergleich aus der Welt des Sports wählte, wusste er, wovon er sprach. Seit Jahren rennt er frühmorgens kilometerweit um seinen Wohnort Reichswalde. Er weiß, dass man zäh sein muss – und dass zehn Kilometer zehn Kilometer sind. Und nicht 9,9 Kilometer. Und schon gar nicht zweihundert Meter.

Doch der politische Langstreckenlauf des Klever FDP-Chefs endete heute, exakt 705 Tage nach dem Erscheinen des damaligen Artikels, mit dem er erstmals einem größeren Publikum seine politischen Ambitionen kundtat, mit seinem sofortigen Rücktritt als Vorsitzender der Klever FDP. Also nach ca. 175 Metern. Als Marathon-Mann wird er nicht in die Geschichte eingehen, so viel ist sicher.

Rickes scheiterte am 30. August 2009 (erwartungsgemäß) als Bürgermeisterkandidat. Er scheiterte sogar großartig, denn nicht einmal alle Wähler der FDP mochten dem schillernden Unternehmer, den die liberale Partei da als Spitzenkandidat aus dem Hut gezaubert hatte, die Geschicke der Stadt anvertrauen – mehr als zwei Prozentpunkte Unterschied sprachen eine deutliche Sprache.

Dieser kuriose Kommunalwahlkampf, das war aber nicht mehr als das Gehuddel nach dem Start eines Marathonlaufs, wenn die Läufer um die besten Positionen für das rangeln, was dann kommt – die lange Strecke. Und es gab nicht wenige, die unkten, dass sich einer wie der Rickes doch niemals in die langatmigen Niederungen der Kommunalpolitik begeben werde.

Zur allseitigen Überraschung tat er aber genau das. Eine als Businessfrühstück getarnte Beweihräucherungsveranstaltung zur Querspange im Technologiezentrum, und wer sitzt gut vorbereitet mitten im Publikum und löchert Bürgermeister Brauer mit Fragen? Sven Rickes. Wer steht in der sengenden Sommersonne eines Samstagnachmittags in der Steinwüste am Opschlag und diskutiert vor handbemalten Flipcharts mit vereinzelt aufschlagenden Bürgern über die Zukunft der Stadt? Sven Rickes.

Drei Ableitungen von Z: Sven Rickes Foto:© O. Plotke/KaS
Zeit zu staunen.

Doch es drangen auch weniger erfreuliche Nachrichten nach außen, sie machten allerdings nicht die große Runde. So war die Rede davon, dass er relativ unverblümt zur Schau trage, dass die Politik für ihn auch und in erster Linie die Bühne sei, Kontakte zu knüpfen, von denen er als Unternehmer profitiere. Und dass selbst der relativ geringe Abstimmungsbedarf, den eine vergleichsweise kleine Organisation wie die FDP Kleve vor öffentlichen Äußerungen erfordere, mit seiner »Ich,-Sven-Rickes«-Attitüde kollidiere – zuletzt offenbar, als er sich Ende des vergangenen Jahres für eine schnelle Ablösung Westerwelles als Parteivorsitzender aussprach.

Jetzt brach Rickes, 44, sein Rennen ab, »aufgrund beruflicher Verpflichtungen«, wie es heißt. Für Rickes vermutlich nicht mehr als ein weiteres Bruchstück in einem an Fragmenten reichen Lebenslauf, doch womöglich fügen sich die Teile für ihn in seinem derzeitigen Unternehmen Rickes Consulting ja doch noch zu einem harmonischen und erfolgreichen Ganzen. Sein Ausflug in die Politik wird allerdings nicht mehr als eine vernachlässigbare Fußnote in der Geschichte dieser Stadt bleiben.

Zum Nachfolger von Sven Rickes wählten die rund 20 anwesernden FDP-Mitglieder am Mittwoch Abend im Materborner Dorfkrug wie erwatet mit großer Mehrheit Daniel Rütter. Sven war da, er kam aus beruflichen Gründen später. Er sagte kein Wort und bekam für seinen Einsatz eine Flasche Wein.

Deine Meinung zählt:

15 Kommentare

  1. 15

    Scheiss auf den Mittelstand, hauptsache, es läuft noch was mit seiner Coverrock-Kapelle „primetime“, wo er ja „Stimme, Frontman, Entertainer, unübertrefflich!“ ist. Ãœbrigens morgen abend wieder live im Poorte Jäntje in Goch zu bestaunen! Wer Coverrock mag…

    http://primetime-coverrock.jimdo.com/

     
  2. 14

    jaja, der Sven.. Interessant, dass er noch immer Leute findet, die ihm ihr Vertrauen schenken. Ich begrüße zwar die Einstellung, dass man nach einer gescheiterten Idee oder Firma mit dieser neu gewonnenen Erfahrung beim nächsten Mal es besser machen kann und ich Verurteile auch pauschal kein Scheitern und auch keine Insolvenz. Beim Sven Rickes sieht dies meiner Meinung nach jedoch nach so aus, dass er es einfach nicht kann – es aber nicht sein lässt… ODER?

    mir bekannte Misserfolge:

    Poschmann

    DB-Central (gibt es noch, da man sich früh genug von SR getrennt hat und auch die Mitarbeiter den Inhabern den Führungsstil (von dem Herr R. ja soooo viel Ahnung hat) „verziehen“ hat)

    Projektentwicklung Gocher Einkaufszentrum (großspurige Versprechungen (eher Versprecher) zu einem Zeitpunkt, als bereits klar war, dass Herr R definitiv raus ist aus dem Projekt. Diese Versprechungen haben dann den einen oder anderen Unternehmer noch Geld für Vorplanungen etc. gekostet)

    FDP

    FC Kleve – Wenn es nicht so traurig wäre, würden manche wahrscheinlich heute noch über seinen Auftritt lachen.

    …. Mehr weiß ich nicht aus sicherer Quelle, jedoch kann man aus diversen seiner Beteiligungen etc. schon Dinge „vermuten“ – ggf. ergänzt jemand meine Liste ja noch.

    Sven, back doch einfach wieder Brötchen (kleine Brötchen)… danke

     
  3. 13

    So gewinnt der Mittelstand –

    wiederum als Held gestartet

    http://plasticker.de/Kunststoff_News_13227_Poschmann_Management_neu_geordnet___Produktionsstandort_Luedenscheid_wird_geschlossen

    und als Bettvorleger gelandet:

    106 IN 72/12 – 30.07.2012: In dem Insol- venzeröffnungsverfahren über das Vermögen der im HR des AG Iserlohn, HRB 4926 einge- tr. Poschmann Verwaltungs GmbH, Lüden- scheid (Auf dem Schüffel 1), vertr. d. d. GF Kai- Uwe Büsing, Dortmund und Sven Rickes, Kleve ist der am 03.04.2012 bei Gericht eingegangene Antrag der Schuldnerin vom 03.04.2012 auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über ihr Vermögen durch Beschluss vom 30.07.2012 mangels Masse abgewiesen worden.

     
  4. 12

    Wie sagt man so schön…. Traue keiner Statistik die man nicht selbst gefälscht hat …

    Wer weiss vll. hat „the Rickes himself“ einen Abend damit verbracht um seine Statistik aufzuhübschen…..

    Man weiss es nicht… aber ehrlich gesagt will ich es auch garnicht wissen. Ich denke hinter das Thema Rickes sollte ein Punkt gemacht werden. Jeder zusätzliche Beitrag wäre verschwendete Zeit.
    Zumindest solange bis er versucht wieder öffentlichkeitswirksam in Erscheinung zu treten.

     
  5. 10

    Bei der Umfrage ist durch einfaches Neuladen der Seite und wiederholtes Anklicken eine Mehrfachabstimmung möglich. SIe ist also manipuliert worden. 3x Note 5 stammt schon von mir zum ausprobieren. Woher die ganzen 1er kommen…..wer weiß?

     
  6. 9

    Habe mir mal unter http://www.ebundesanzeiger.de die Bilanz von Rickes ehemaligem Arbeitgeber angesehen. Das ist ja eine Bilanz des Schreckens. Der neue Teilhaber Z. bekommt unter anderem pro Monat 1 % Zinsen für die Einlage. Zusätzlich noch zu den anderen „Gutschriften“ weitere Gelder. Einfach mal anklicken und unter Suche: db-central kleve eingeben.

     
  7. 8

    @ Not Surprised…. Die db-central wurde vor ca. 2 Jahren von Bernd Zevens gerettet. Die Euco hat einen großen Teil der Firma übernommen. Der Bäckerbursche ist schon ein Tausendsassa.

     
  8. 7

    Best of Bullshit in Kleve

    Sven leitet sich von dem altnordischen Wort sveinn ab und bedeutet „junger Mann“, „Junge“.
    So zumindest Wikipedia.

    Böse Zungen sprechen „sveinn“ (allerdings leicht anders) aus, aber das ist sicher nur eine dialektische Verfehlung.

    Der fragmentierte Lebenslauf des großen Vorsitzenden der nicht nur in Kleve kleinen und eigentlich völlig überflüssigen politischen Vereinigung ist natürlich kein Zufall, sondern Ausdruck einer beinahe amerikanischen Karriere.
    Vom Bäcker (genau wie Klinsi) zum Unternehmensberater und Dozenten.
    Freilich lagen dazwischen einige bzw. zahllose Zwischenstationen (in älteren Blog-Beiträgen zum Projekt „Vernichtet T.B. nachzulesen…).
    EDV-Vertrieb, verschütt, Retter eines Klever Internet-Dienstleisters auf dem EOC-Gelände, Gewerbeimmobilien u.a. in Kranenburg, 1. FC Kleve und nun mit der Rickesgruppe ansässig in dem historischen Klever Gebäude, in dem auch die FDP Kleve ihren Sitz hat. Vermieter ein Klever Architekt, der zufällig Schwiegersohn der Klever-FDP-Ikone Paul Friedhoff ist. Ob die FDP dort Miete bezahlt ? Oder auch der große nordische Junge ?
    Na egal.
    Die Geschichte ist ja eigentlich noch viel besser …..

    In seiner Zeit bei db-central (der Dank SR gerettete Klever Internet-Dienstleister) in Zusammenarbeit mit seinem Partner und Kapital-Kollegen „Julian von Hassel“ (nicht van Helsing, das war der mit den Vampiren, was allerdings auch gepasst hätte) ist ein gewisser Benno van Aerssen aus selbigem Unternehmen (…) ausgeschieden. (Später) hat Herr v.A. inzwischen den erleuchteten Weg des Unternehmensberaters und -retters beschritten und gibt auf seiner Internet-Seite Herrn von Hassel als Partner an. Herr Rickes hatte seinerzeit mit Hernn von Hassel die biblische Verkündung „So gewinnt der Mittelstand“ der Welt zugänglich gemacht.

    Nähere Einblicke in den Sumpf gegenseitiger Zitate und wechselseitig aufgewärmten Blödsinns liefern die folgenden Webseiten

    http://www.vonhassel.com
    http://www.rickesgruppe.de
    http://www.vanaerssen-consulting.de

    Zum Glück gibt es dort keine abzuerkennenden Doktortitel.

    Stattdessen nennen die Referenzen nur zufriedende Kunden….

    Doch dazu mehr in der kommenden Ausgabe dieses Blogs.

     
  9. 6

    @willi winzig: Zum Verhalten der SPD = Zustimmung.
    Die FDP im Rat mag sich zuweilen als Opposition gerieren – wenn’s drauf ankommt sieht’s dann wieder anders aus; ich habe den Eindruck, dass sie im Wartestand ist falls die Grünen mal zurück zur ihren Werten finden.
    LINKE gab’s und gibt’s nicht im Rat. Dieser Hr. Duchac…lassen wir das, ist die Mühe nicht wert.

     
  10. 5

    @Habedank

    Weder Rickes noch die FDP im Stadtrat würde ich als Brauersche Bücklinge sehen. Beide haben wiederholt in Theos Rathaussuppe gespuckt, während die SPD lustig weiter mit löffelt und die LINKE schweigt. Den Finger in die Wunde der Museumskosten legt auch niemand außer der FDP. Das sie hingegen in der FDP wenig Gesamtschulfreunde finden werden, ist kein klevisches Spezifikum und daher kein Resultat einer besonderen Nähe zum lieben Theo.

    Rickes Problem, neben seiner Unerfahrenheit, wird in der Tat gewesen sein, das er kein Mandat im Klever Stadtrat hatte. Partei und Fraktion sind nun mal unabhängig voneinander. Ein Parteivorsitzender wie Jörg Cosar hing anfänglich auch ziemlich in der Luft, bis er sich mit aller Macht in die Fraktion und dort zum Vize von Udo Jansen vordrängte. Die wirkliche Musik wird nunmal in den Fraktionen gespielt, alles andere ist nur Luftgitarre. Rickes wird dieses mittlerweile realisiert haben und hat daraus dann seinen eigenen Entschluss gezogen.

     
  11. 4

    Neben Sven Rickes hat ja auch Jens Giltjes hingeworfen. Als Nachfolger ist Daniel Rütter im Gespräch und wahrscheinlich.
    Ãœber das Verhältnis zwischen Ortsvorstand und Ratsfraktion ist relativ wenig bekannt. Wer aber aufmerksam die Einstellungen/ Erklärungen bzw. Abstimmverhalten beobachtet hat, der hat schon feststellen müssen, dass da unterschiedliche Positionen zu lokalen Themen vertreten waren. Sei es nun Gesamtschule/ Gemeinschaftsschule, Opschlag oder Haushalt.
    Als Vorstand mit eigenen Positionen gegen eine Ratsfraktion „ankämpfen“ zu müssen, ist sicherlich nicht immer leicht und dürfte frustrieren…
    Rickes äußert sich in der Presse so – die Fraktion stimmt genau anders herum ab…
    Daher halte ich die Aussage „aus beruflichen Gründen“ eher vorgeschoben. Rickes war kein Bückling des großen B – dann wird’s schwierig in Kleve…
    Persönlich find ich’s schade. Aus meiner Erfahrung hat er einige Vorteile:
    1) Er antwortet auf Fragen…
    2) Seine Antworten haben Inhalt …
    3) Er legt seine (nachvollziehbaren) Argumente offen statt Luftblasen zu produzieren…
    4) Er hört sich Gegen-Argumente an..
    5) Wer mit ihm spricht, merkt schnell, dass er über viele Hintergründe mit Zahlen, Daten, Fakten informiert ist…
    Aktuell paßt so einer weder zur Klever FDP noch zur Klever Politik – wäre aber nötig gewesen.

     
  12. 3

    Das war doch vorauszusehen das er mal wieder die Brocken schmeißt. Ein Verlust ist es aber für die FDP nicht. Er machte früher schon viel Wind und ward plötzlich nicht mehr zu sehen.

     
  13. 2

    Der Mann ist wie ein gut gezapftes Pils, was aber dann auf dem Tresen stehen bleibt.
    Sieben Minuten braucht sön Bierchen, tolle Krone, viel Schaum, wirklich schön anzusehen
    –und dann nippt man daran und stellt erstaunt fest: Boah ist das schallig, das sieht zwar toll aus, schmeckt aber entsetzlich. Nach na Stunde merkt der Wirt das niemand das Bierchen mag und kippt es in den Gulli.
    Auf nimmer Wiedersehen—-hoffentlich!!

     
  14. 1

    Kein Verlust für die politische Landschaft Kleves – wie es bei vielen anderen so genannten Politikern allerdings auch der Fall wäre …