Causa Sontowski: Stadt sehr, sehr knorrig

Ratssitzung im Audimax: Investor Riek (stehend), Verwaltungsspitze (sitzend) (Foto © Thomas Velten)
Ein Bild aus glücklichen (?) Tagen: Ratssitzung im Audimax mit Investor Riek (stehend), Verwaltungsspitze (sitzend) (Foto © Thomas Velten)

Causa ist so ein Wort, dass ich verabscheue. Gerne verwendet von Journalisten, die ihre Feder damit zu veredeln glauben, dass scheinbar mühelos außergewöhnliche Wörter in den Text eingestreut werden. Gucken Sie mal in die Süddeutsche Zeitung, jeder zweite Artikel Causa dies, Causa das, Causa trallala. Causa heißt übrigens nichts anderes als Angelegenheit.

Wie schön ist „knorrig“ im Gegensatz dazu! Meinen für die Feinheiten der deutschen Sprache in aller Regel sehr empfänglichen Lesern wird beim Lesen der Überschrift förmlich das Herz aufgegangen sein, denn vor ihrem geistigen Auge wird ein Bild entstehen, wie Bürgermeisterin Sonja Northing, Kämmerer Willibrord Haas und Rechtsdirektor Wolfgang Goffin beeinandersitzen, und zwar nicht entspannt, sondern eben – knorrig!, und um Worte ringen, auf dass die Entgegnung der Stadt Kleve zu der (natürlich fragwürdigen) Entscheidung der Vergabekammer in der Causa Sontowski möglichst knorrig ausfallen möge. Hier der Originaltext, Satz für Satz voller Ingrimm (noch so ein schönes Wort).

Der Rat der Stadt Kleve hat das Angebot Sontowski einstimmig zurückgewiesen, weil es unvollständig war. Insbesondere hatte Sontowski die geforderten Detailansichten zur Nordfassade an der Hafenstraße nicht erarbeitet und sich trotz mehrfacher ultimativer Aufforderung geweigert, diese auf eigene Kosten vorzulegen. Die vorhergehende öffentliche Präsentation des Projektes im Audimax der Hochschule war derart unzureichend, dass Sontowski nicht davon ausgehen durfte, hierauf den Zuschlag zu bekommen. Der Stadt Kleve ein unfaires und gegenüber Sontowski intransparentes Verfahren vorzuhalten, geht an dem wirklichen Geschehensablauf vorbei. Die Stadt Kleve ist an Gesetz und Recht gebunden und durfte das unvollständige Angebot zurückweisen. Sie hat gegen den Beschluss der Vergabekammer bei der Bezirksregierung Beschwerde eingelegt, über die das Oberlandesgericht Düsseldorf entscheidet.

Dass sich der Rat der Stadt Kleve im Laufe der Verhandlungen mit großer Mehrheit für die Fortentwicklung des Projektes ausgesprochen und die Verwaltungsspitze die Verhandlungen auf dieser Grundlage engagiert weitergeführt hat, berechtigt nicht dazu, der seinerzeitigen Verwaltungsspitze und Dritten „unangemessene Nähe“ zu Sontowski und die Realisierung des Projektes als „ausgemachte Sache“ vorzuhalten, wie dies einem Teil der örtlichen Presse zu entnehmen ist. Sontowski war jedenfalls nicht davon entbunden, alle Vergabevoraussetzungen zu erfüllen, die der Rat der Stadt Kleve zuvor an ein vollständiges und annahmefähiges Angebot gestellt hatte. Die Verantwortung für das Scheitern des Projektes hat sich Sontowski selbst zuzuschreiben, zumal die beizubringenden Unterlagen seit Beginn des Verfahrens Gegenstand der Ausschreibungsunterlagen waren. Schuldzuweisungen an den Rat der Stadt Kleve oder die seinerzeitige Verwaltungsspitze erweisen sich als verfehlt. Rat und Verwaltung haben sich zudem verantwortungsbewusst verhalten, indem sie eine im Vergaberecht besonders qualifizierte Rechtsanwaltskanzlei beauftragt haben, die Besonderheiten des europäischen Vergaberechts zu berücksichtigen und die Verhandlungen in allen Schritten abzusichern.

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18 Kommentare

  1. 18

    @otto das kann nur ein sehr kleiner Teil sein. Der Schaden übersteigt bei weitem die Einkünfte der handelnden Herren. Es wäre erst Mal angebracht, dafür zu sorgen, dass von Diesen kein weiteres Unheil ausgeht.

     
  2. 17

    @16.Kle-Peter,

    ob die Klever Sontowski Genossen (Verein der Brennenden) mit einem Teil der entstehenden Kosten
    belastet werden können? (Gehaltsabzug, Pensionsabzug, Einkommensteuer-Zuschlag etc.)

    Wann kann mit der Zwangsverwaltung gerechnet werden?

     
  3. 16

    @otto mach die Fachleute nicht so runter. Immerhin wurden sie für das innovative Leitsystem oder den gestalterisch hochwertigen Busbahnhof ausgiebig gefeiert. Die politische Aufsicht hat sich förmlich gedrängelt, um mit aufs Pressefoto zu kommen. Da kann das so schlecht doch nicht sein. /Ironie aus.

     
  4. 15

    @14 KlePeter,

    Peter kannst du dich an irgendeine sachliche Einlassung der Stadt zu komplizierten Vorgängen
    überhaupt erinnern?

    Auch ein schönes Beispiel war das Verdorren der Platanen auf der Wasserburger-Allee, verursacht
    durch die Teerdecke und dazu kam auch noch ein Gutachten!

    Dass „überqualifizierte“ Facheleute bis heute, durch himmelschreiende Fehlplanungen und seltsame,
    nicht nachvollziehbare Entscheidungen Millionen Kosten verursachen, scheint niemanden
    mehr zu interessieren.

    Einer der wenigen Lichtblicke in dieser Kostenwüste dürfte unser Parkleitsystem sein, welches kaum jemanden interessiert, es sei denn, er sucht als Fußgänger sein Auto!

     
  5. 14

    … erst einmal mit der Argumentation der Stadt und Sontowski auseinander setzen. Die Stadt hatte ausreichend Gelegenheit, die Entscheidungsgründe vor der Vergabekammer vorzutragen. Diese hat den Begründungen der Stadt nicht folgen können. Das mantraartige wiederholen wird auch beim OLG nicht helfen. Deshalb ist die Mitteilung der Stadt nicht nur knorrig, sondern recht dünn. Die dunklen Wolken am Himmel werden immer dichter.

     
  6. 13

    Die Not der Stadt wird deutlich, da sie mit keinem Wort den Spruch der Vergabekammer würdigt. Ja sogar so tut, als würde das OLG sich erst ein Neal

     
  7. 12

    @ 4.Messerjocke
    Die Earps haben das Duell am O:K Corral mit „ihrer Methode“ aber erfolgreich für sich entschieden

     
  8. 10

    Bei KNORRig komme ich auf Tüttensuppe.
    „Auch für diese Suppe gilt: bei Knorr da schmeckt man die Natur!“
    Der Spruch ist fast so alt wie die M Planung.

    „Ein besorgter Einzelhandel und eine sehr rege Bürgerbeteiligung hatten die Stimmung gekippt…Gründe für einen „Ausstieg“ gesucht…Die Beschwerde vor dem Oberlandesgericht sei das gute Recht der Stadt Kleve: Jedoch ein weiteres, teureres Spiel auf Zeit zu Lasten der durch die Stadt Kleve, aus meiner Sicht, meist schlecht informierten Steuerbürger“, so Klaus-Jürgen Sontowski.

     
  9. 9

    @Markus Dieser kleine Schönheitsfehler ist mir auch aufgefallen. Klingt wie: „Ich zähle bis drei, sonst… Eins, zwei,… OK, ich zähle bis zehn, aber dann…“

     
  10. 8

    Wenn die Stadt „ultimative“ Forderungen schon gleich mehrmals ausspricht, schwant (ein für Kleve meine ich passendes Wort) mir Böses für den Ausgang der Causa.

     
  11. 7

    … um knorrig sein zu können, braucht man Standfestigkeit … sichtbare oder unsichtbare Wurzeln

     
  12. 6

    @rd … knorrig ist doch hier sehr passend … laut Duden ‚wenig umgänglich, spröde‘ … wie ein knorriger Baum 😉

     
  13. 5

    @1 – @2,

    knurrig ist jedenfalls sehr gut, zudem beißerisch und auf dem Grund der Uneinsichtigkeit und Unvernunft in Beton fest verankert.

     
  14. 4

    Frauen können zwar nicht Auto fahren, geschweige denn einparken, aber alleine die Tatsache, dass jetzt diese Frau die Geschicke der Stadt leitet, eröffnet die Möglichkeit, dass es zu einem für uns milden Endergebnis kommen kann, denn mit einer Wyatt Earp – Methodik, wie die Geschichte zeigt, kommt man keinen Schritt weiter.

     
  15. 3

    „Quae nocent, docent“ – was schadet lehrt.
    Dies scheint von unseren römischen Vorfahren nicht bis nach Kleve getragen worden zu sein. Hier brauchst du auch nicht mehr abwarten. „Dat is ma so“.

    Der Spruch der Verwaltung des Jahres 2016 ist:

    „Alles richtig gemacht!“

     
  16. 2

    @laloba Vielleicht wäre auch „knurrig“ ein passendes Wort gewesen…. aber ich dachte weniger an einen übellaunigen Dackel und eher an etwas Verhärtetes, Widerspenstiges und Sprödes. Knarzig?

     
  17. 1

    Bei knorrig muss ich an einen Baum denken … mit knorrigen Ästen und fest im Boden verankert ist … der Wind und Wetter trotzt …