Blues

Meer der Stille
Blau sein
Blau sein
Sanfter Edelmatallschwung
Sanfter Edelmatallschwung
Heute keine Wertsachen
Heute keine Wertsachen
Wärmehallenkanal
Wärmehallenkanal
Blaupause
Blaupause
Trikolore
Trikolore
Meer der Stille
Meer der Stille
Vor dem Schwimmen abduschen - oder auch nicht
Vor dem Schwimmen abduschen – oder auch nicht
Trockendusche
Trockendusche
Maximale Tiefe: 1,20 m
Maximale Tiefe: 1,20 m
Sucht Gelb!
Sucht Gelb!
Kiosk (zu)
Kiosk (zu)
Keine Ringe, keine Linien. Aber ein Versuch
Keine Ringe, keine Linien. Aber ein Versuch

Wahrscheinlich muss es so sein, dass es – während ich diese Zeilen schreibe – in Strömen regnet, so dass der Schmerz der Trennung ersäuft wird in einem Wetter, das einen in enge Räume drängt, statt in die Weiten der niederrheinischen Kulturlandschaft im allgemeinen und die des Schwimmerbeckens im Freizeitbad Sternbusch im besonderen.

Am Freitag war ich der 54. von 57 zahlenden Besuchern, und es steht zu befürchten, dass an den beiden letzten Tagen der Öffnung (Samstag, Sonntag) nicht mehr viele hinzukommen werden – obwohl: Wärmehalle geöffnet! Wärmehalle, allein das Wort wird mir fehlen.

Ich habe meistens, so auch heute, die Betonstufen bevorzugt, in jüngeren Jahren die Showbühne des adoleszenten Körperkults. Von da aus dann heute direkt ins 49,95 m lange Olympiabecken, dann in Gemeinschaft vor allem eines Klubs älterer Damen (man kennt und schätzt sich) meine 20 Bahnen gezogen, wie üblich in einer Mischung aus Schwimmstilen, die entfernt Brust und Freistil ähneln.

Schnaubend und prustend erinnerte ich mich an ein Volksschwimmen irgendwann in den 70-er Jahren, wo jeder, aber auch wirklich jeder Teilnehmer mit einer Plastikmünze nach Hause ging, vorausgesetzt, er absolvierte die 50 Meter in weniger als drei Minuten. Bei mir stoppte die Zeit bei drei Minuten und fünf Sekunden.

Frühe Demütigungen.

Wozu auch gehört, auf den Sprungturm zu steigen, die 10-Meter-Plattform zu erklimmen — heute aus versicherungsrechtlichen Gründen gesperrt, o, du Gegenwart einer vollendeten Daseinsfürsorge — und diese dann nicht auf dem Wege wieder verlassen zu haben, wie dies sämtliche anderen bewunderten Altersgenossen taten. Ich war nur ein Siebeneinhalber-Typ.

Dann verschwand ich aus der Stadt, und als ich Jahrzehnte später wieder hier sesshaft wurde, habe ich die Anlage in mein Herz geschlossen. Fünfziger-Karte!

Allerdings war ich unter den Klevern eher eine Ausnahme, zwei Drittel der zahlenden Kundschaft stammen aus den Niederlanden, wer hier wohnt, hat diese Perle der Schwimmbadarchitektur, um die uns jede deutsche Großstadt beneiden würde – geht doch mal an einem Sommertag ins Freibad Müngersdorfer Stadion! -, offenbar links liegen gelassen. Auch in dieser Saison, der letzten vor einem Umbau, der aus betriebswirtschaftlicher Sicht vermutlich unumgänglich ist, aber den Charakter der Anlage für immer zerstören wird, kamen nur knapp 70.000 Besucher. Zu besten Zeiten waren es 117.000! Auch diejenigen, die jetzt über den Umbau entschieden haben, sind nur selten dort schwimmen gewesen – vom Bürgermeister Theo Brauer einmal abgesehen, der einmal jährlich die Wasserrutsche hinabglitt, um die Saison zu eröffnen.

Klar, das Sternbusch-Freibad war ein Luxusobjekt, aber eines im besten Sinne. Denn dieser Luxus war kein dekadentes Gut kapitalistischer Verknappung, sondern einer, der jedem zur Verfügung stand, der im Besitz von Badekleidung und drei Euro (Vollzahler!) war. Dieses Freibad war das Produkt einer Zeit, in der die Menschen noch daran glaubten, dass das öffentliche Gut die Gemeinschaft befördert und zusammenhält. Und das zum Glück vielleicht manchmal auch ausreicht, an einem mehr oder minder sonnigen Nachmittag in einem türkisblau gefliesten Bassin ein paar Bahnen zu ziehen. Verlorene Zeit der Unschuld!

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25 Kommentare

  1. 25

    Einmal noch eine große Fete mit Grillen und allem drum und dran auf dem Gelände, das wäre was gewesen. Es kann ja nichts mehr kaputt gehen 😉

    Die jahrelangen DLRG-Helfer hatten am letzten offiziellen Bade(Sonn-)tag nach der Schließung noch so ein (traditionelles) happening im kleinen Kreis und durften sich auch ein Teil zur Erinnerung abbauen und mitnehmen.

     
  2. 24

    Oh du mein geliebtes Bad, sobald ich diese wunderbaren Fotos sehe, habe ich die Bilder und Gerüche dort meiner Kindheit und Jugend wieder wehmütig vor Augen. Ein weiteres Stück altes Kleve geht, ein Teil der eigenen Geschichte. Mir gefällt diese Stadt mit jedem Jahr und jeder neuen gruseligen Umgestaltung immer weniger. Es ist schade, dass man die Verantwortlichen nicht zur Rate ziehen kann….

     
  3. 23

    @13 Jürgen Böll
    Sie irren insofern, als dass ich lange Jahre Hundehalter war. Ich habe gar nichts gegen ein Hundeschwimmen an sich zum Saisonende. Ich mag Hunde und finde sie nicht eklig oder irgendwie unhygienisch. Viele empfinden Schließung und Umbau des Bades gewissermaßen als Ende einer Epoche. Dass einer Stadtverwaltung zu diesem Anlass nichts Besseres einfällt, als plötzlich ein vorher nie dagewesenes Hundeschwimmen aus der Kiste zu holen, das finde ich doch ein bisschen arm.
    Ich vermute mal, früher war man zu feig dazu, weil sich dann ja irgendwer drüber hätte beschweren können. Jetzt sagt man sich, dass es ja eh wurscht ist und propagiert das noch als besonderen Abschiedsevent.

     
  4. 21

    Wäre am Ende eines jeden Sommers ein Hundeschwimmen vor der Freibadschließung veranstaltet worden,
    wen hätte das gestört?

    Das Freibad wurde leider nur von den Besuchern geliebt, nicht von den Stadtvätern /väterinnen, von wenigen
    Ausnahmen selbstverständlich abgesehen.

    Es ist und bleibt eine Schande, dieses Bad zu vernichten!

     
  5. 20

    @Lohengräm Um ein Schwimmfest (oder was auch immer zum Abschied) zu veranstalten, hätte man das Bad lieben müssen.

     
  6. 19

    Ich finde das Hundeschwimmen auch blöd. Und eklig. Vor allen Dingen dass das Wasser dann drinbleibt.

    Wieso denn dann nicht für andere Tiere.

    Hätten doch die Leute mit Aquarium zu Hause ihre Fische mitbringen können. 🙂

    Man hätte am letzen Tag vielleicht ein Schwimmfest ohne Eintritt veranstalten können.

     
  7. 17

    Das große Sternbusch-Finale hätte ich als Betreiber -das sind doch die Stadtwerke (?) als großes Schwimmfest gestaltet.
    Wie wär’s z.B. mit einem Bürger-Schwimm-Wettbewerb für alle Altersklassen gewesen.
    So wie der Citylauf mit allem Drumrum und Theo, der die Medaillen verteilt.

    Stattdessen gibt’s als großes Finale also ein Hundeschwimmen. Echt Kleve!

    Zur Eröffnung des künftigen Schwimmbades schlage ich vor, dass für den richtigen Glanz alle Goldfischbesitzer vor dem Chloren des Wassers ihren Lieblingen mal richtig weiten Auslauf bieten dürfen.

     
  8. 16

    In den 15 Jahren meiner Trainertätigkeit im Clever Schwimm Verein 1910 e.V. habe ich nie ein schöneres Freibad erlebt als das Klever Sternbusch-Bad. Die Sportmannschaft war sehr sehr häufig in fremden Bädern (bis München) im „Einsatz“, Schade um dieses Schmuckstück!! Jetzt folgt ein komisches Misch-Masch.

     
  9. 15

    Lohengräm 7)
    „Und ob die technischen Beigeordneten (normalerweise ein Amt ohne jegliches politisches Mandat) für die Stadt immer ein Segen waren … ich weiss es nicht.“

    Der gegenwärtige technische Beigeordnete ist für Kleve ganz gewiß kein Segen.

     
  10. 13

    Also @ 10 / @ 12 Sie sind sicherlich keine Hundehalter oder 😉
    Das mit dem Hundeschwimmen ist garnicht so ungewöhnlich bei schließenden Freibädern zum Ende der Saison, das gibt es in vielen Städten und eine tolle Idee für Kleve.
    Nach Ende der offiziellen Badesaison werden Hundehalter von den Bäderbetrieben in vielen Städten eingeladen mit Ihren Hunden die Badeanlage zu besuchen und eine Tag am oder im Wasser zu verbringen.

    Ist doch vollkommen in Ordnung und igit ist das schon garnicht, die Anlagen werden sowieso entleert und am Ende der Saison winterfest gemacht!
    Warum also den Hundehaltern nicht das Wasserbecken für einen Tag überlassen und Kompliment an die Stadtwerke Kleve für diese Weitsciht und tolle Idee, die Hundehalter wird es freuen.

    @10 / @12
    Sie laufen ja nach der Saison auch nicht über das Außengelände und verscheuchen jede Ente oder Wildgans die hier ja zu Tausenden in der Region überwintern oder unsere einheimische Vögel die sich in den leeren Becken oder auf dem Gelände immer wieder aufhalten oder doch?

    Hier nur ein paar Beispiele für Hunde erlaubt nach der Saison:
    http://www.hundeerlaubt.de/hundeschwimmen-im-freibad-rheda-nur-am-saisonende-06092015
    http://www.hundeerlaubt.de/hundeschwimmen-im-freibad-nrw-remscheid-saisonende-2015
    http://www.derwesten.de/staedte/wattenscheid/hunde-schwimmen-bald-im-freibad-id9806923.html

     
  11. 12

    Das mit dem Hundeschwimmen als Abschieds-Party ist wirklich eine Idee, die die des Umbaus an Geistlosigkeit noch übertrifft.

     
  12. 11

    Vielen Dank für dein bewegendes Requiem auf ein Schwimmbad, das ich 40 Jahre geliebt habe. Sehr schöne Fotos.
    Als Kind habe ich noch im Freibad Kellen ( Ehemaliges Löschbecken ) das Schwimmen gelernt und dann kam diese Schwimmbadoffenbarung. Herrlich!
    Anfangs noch mit obligatorischer Badehaube ( in den 70 er und 80 er waren die Haare halt noch länger ). Wer seine Kappe vergessen hatt, konnte für 10 Pfennig eine blaue Plastiktüte mit Gummizug auf den Kopf setzen. Wenn die Energiekosten nicht wären, hätte für mich das Bad noch 30 Jahre seinen Dienst getan. Jetzt zum Schluß Hunde hineinlassen, ist fast schon pietätslos.

     
  13. 10

    … das mit dem Hundeschwimmen zum Abschluss finde ich eklig und unwürdig für alle, die da jemals geschwommen haben …

     
  14. 8

    @6 Rainer

    Die Melodien und der ruhige Charakter haben mich spontan an einen Song erinnert, den ich meinte irgendwo mal gehört zu haben, und dann fiel es mir wieder ein – Hier! :

    https://www.kleveblog.de/das-zweitschrecklichste-video-aller-zeiten/

    Wirklich, ich hatte erst nicht an den kleveblog gedacht, dann habe ich versucht mich zu erinnern. Und siehe da! 🙂

    Wobei mir das angeblich zweitschrecklichste Video nicht nur vom Song- sondern inzwischen auch vom Bildschnitt immer besser gefällt. Der Gesamteindruck mit seiner melancholischen Grundstimmung auf ein eigentlich freudiges Ereignis -Weihnachten- ist eigentlich schön und macht nachdenklich.

    Vielleicht hätte man Chris Rea und die AVRO für einen Sternbuschabschied engagieren sollen….

     
  15. 7

    Wenn Sonja Northing Bürgermeisterin würde – vielleicht könnte SIE den Sternbuschumbau ja noch stoppen oder zumindest positiv beeinflussen.

    Und den Olympia’72-Charme der Anlage zumindest teilweise erhalten.

    Würde gerne morgen nochmal darin schwimmen. Schaff es aber leider nicht. 🙁

    Gibts eine Schwimmapp- für den Sternbusch?

    Danke an rd für die schönen Bilder. Man möchte gleich ins Wasser sringen.

    Insbesondere Bild 8 macht deutlich: Auch wenn eine Anlage verschleisst, in die Jahre kommt und ausgebessert werden muss, kann sie immer noch einigermassen gepflegt werden und wirken.

    Danke an das (jetzt so unselig -vermutlich doch wg. Lohndrückerei?- in diese Bäderbetriebe ausgelagerte) Personal, dass über Jahrzehnte für den Erhalt der Anlage gesorgt hat.

    Und ob die technischen Beigeordneten (normalerweise ein Amt ohne jegliches politisches Mandat) für die Stadt immer ein Segen waren … ich weiss es nicht.

     
  16. 5

    Was hatte dieses Schwimmbad für einen Sinn im Hinblick auf die Masse? Da gefällt mir die Investition des
    Parkleitsystems (wochentags weit über 500 freie Psrkplätze, fast tausend) weitaus besser!

     
  17. 4

    Schwimmen gelernt hab ich im sternbusch.

    Und mein Seepferdchen gebaut im Schwimmbad Marienschule.

    🙂

     
  18. 3

    Habe das Bad leider zu selten genutzt …

    Dem Kranenburger Hallenbad (mit schöner Liegewiese dahinter) habe ich lange nachgetrauert … der Chlorgeruch, die Duschen, das Geräusch des Haartrockners, ein Becken einfach zum Schwimmen ohne den Anspruch, da ‚Spaß‘ haben zu müssen … da werde ich jetzt noch wehmütig

    In Köln gab es ein Ersatz-Bad, das Marsiliusbad um die Ecke … nicht so schön wie das Kranenburger, aber zum Bahnenziehen taugte es allemal, besonders frühmorgens … bis es dann auch geschlossen wurde.

    … schwimmen gelernt habe ich im Freibad in Cochem an der Mosel … dort haben wir den ganzen Urlaub geübt, bis es klappte … schließlich hatten wir ein Schlauchboot versprochen bekommen …

    … Frei-, Fahrten- und Jugendschwimmer dann im Klever Hallenbad …

    Aber das Sternbuschbad hätte ich öfter nutzen sollen, wie ich jetzt nochmal an den Fotos sehe … zum Zehn-Meter-Brett habe ich nur raufgeguckt und das Siebeneinhalber war mir auch noch zu hoch … einfach zum Schwimmen war es tatsächlich ideal …

     
  19. 2

    Kürzlich sagte mir jemand, dass er nun seit 25 Jahren das Bad besuche und noch nie seinen Schrank abgeschlossen habe.
    Vermutlich war das Sternbusch-Bad doch irgendwie aus der Zeit gefallen und unmodern …
    ——-
    Eine Assistentin, die als Handtuchhalterin fungiert, nachdem man geschwommen (genauer unter Ausschluss der Bürger eine Rutsche benutzt hat 😉 ) hat auch was. 😉

     
  20. 1

    Danke für den Artikel und die Erinnerungsfotos!
    ——
    Beim Schwimmen gestern abend fand ich das Wasser irgendwie wärmer als sonst.
    Ich vermute, dass es an der kälteren Luft lag. 😉