War das ein Trubel auf Schloss Moyland! Bekanntermaßen hatte die Leitung des Museums die Notbremse gezogen und für den Sonntag die endgültige Schließung der Beuys-Ausstellung verkündet, die Besucher hatten freien Eintritt und durften sich zum Schnäppchenpreis mit den Kunstwerken (Typ: o.T., o.J.) des Klever Originals („Straßenbahnhaltestelle“) eindecken, wobei besonders das Angebot „3 halen, 2 betalen“ auf große Resonanz stieß. Besucherin Margot D. (74) aus Bedburg-Hau konnte ihr Glück kaum fassen: „Wahnsinn, ich habe drei Blätter für 12,90 Euro gekriegt, ich weiß zwar nicht, was drauf ist, aber die passen prima zum braunmelierten Teppichboden in unserem Treppenhaus!“
Andere, die mit dem aus Kleve stammenden Superkonzeptkünstler nicht so viel anfangen konnten, kauften kleine Zeichnungen, um die schicken Holzrahmen (teilweise vergoldet) mit nach Hause zu nehmen – Schweinchen schlau lässt grüßen! Auch die Kästen waren begehrt: „Da passt genau das feine Fischbesteck rein!“ war einer der meistgehörten Sätze am Sonntag. Viele packten noch vor dem Ausgang ein paar Töpfe Zitronenmelisse oder sonstige Kräuter rein, quasi eine Liveperformancehommage an die Gartenbauwurzeln in der Verwandtschaft des längst verstorbenen Künstlers.
Museumschefin Bettina Paust war überglücklich: „Ich denke, dass der große Rest jetzt noch als Sonderposten zur Galerie Thomas Philipps an der Kalkarer Straße rübergeht – und was dann noch übrigbleibt, da machen wir zwei, drei Schaukästen von, die dann während der Couragefestivals und Weihnachtsmärkte in der Nähe des Kräutergartens gezeigt werden.“ Schade nur, dass vom Ruhm des Honigfettmenschen so wenig auf die anderen Künstler abfärbte – der letzte Flur, in dem gefühlt jedes zweite Bild von „Anonym, o.T., o.J.“ war, stieß nur auf geringe Resonanz. Hier überlegt die Museumsleitung, die Blätter nach Gewicht zu verkaufen. Die Verkäuferinnen aus dem Museumsshop, die den Besuchern auch Diebels-Alt-Trinkpokale mit Schloss-Moyland-Aufdruck in die Hände drückten, übten gestern schon den Satz: „Darf’s ein bisschen mehr sein?“
Frei nach E.A. Poe: Ist alles was wir scheinen und schaun‘ im Raum, nur ein Traum in einem Traum?
Gleich werd‘ ich wach, das Schloss liegt wie eh und je als romantische Ruine in seinem Graben. Die Seerosen schaukeln gelangweilt ihre Köpfe und vom nahgelegenen LTK Platz hört man die Tennisbälle ploppen.
Ach ihr schönen, schwermütigen Moyländer Sommerabende – wie werd‘ ich euch vermissen!
Ist mir klar, hat sich für die Grünen eingesetzt und ist sogar bei Johannes Rau angeeckt …
Danke
@ jens
…..konnte……und …..können. In einem Satz war auch wieder schneller gedacht als geschrieben.
😉
@Wim Beuys IST in die Politik gegangen. Siehe auch hier: http://www.youtube.com/watch?v=DQ1_ALxGbGk, worüber auch schon mal im kleveblog berichtet wurde, und zwar hier, der 85. von mittlerweile 953 veröffentlichten Artikeln… (der Link darin funktioniert nicht mehr)
Wenn schon Bastian Sick hier zitiert wird:
Gar nicht wird gar nicht zusammengeschrieben!
Ach, wäre Beuys doch in die Politik gegangen …. er wäre ehrlich geblieben….
Es regt sich die Hoffnung auf „Licht am Ende des sturmverhangenen Horizonts“ * für die Bilder aus der Hängung. Ich habe selber mal vor Jahren vor diesem unkontrollierten Wust an Bildern gestanden und konnte mich garnicht auf die einzelnen Bilder konzentrieren können.
* Zitat aus Bastian Sick “ Der Dativ ist der Genitiv sein Tod“
Bei der Moyländer Hängung handelt es sich (nicht) um eine besondere Form der Hinrichtung
Selten so gelacht – obwohl, ein Funken Wahrheit ist schon dran.
Hurz! …
Da war noch jemand auf der Resterampe aktiv…..
http://www.lichtspruch.info/lux/?p=270
Wo war denn das Vernissage-Premieren-Publikum, welches sich üblicherweise gerne ausdauernd und kenntnisfrei in seiner totalen Ahnungslosigkeit sonnt?
Ich LIEBE Ausstellungseröffnungen!
Stichwort: Hadlacka