Bericht aus dem Hauptausschuss

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Der neue Tagesordnungspunkt 1 der jüngsten Sitzung des Klever Haupt- und Finanzausschusses dürfte ca. 5 Druckzeilen umfasst haben, wurde von Bürgermeister Theo Brauer so gekonnt heruntergerasselt, dass ein Mitschreiben unmöglich war (ich werde die Bezeichnung bei Gelegenheit nachreichen). Es ging um die Unterstadt, genauer gesagt um die Lose 3 und 2a, und wie durch ein Wunder war da vor kurzem die Sontowski & Partner Group aus Erlangen aufgetaucht mit einer Idee, wie dieses Areal zum Wohle der Stadt bebaut werden könnte. Vor Theo Brauer war ein Modell dieser Idee aufgebaut, und deren tatsächliche Ausmaße ließen selbst hartgesottene Modellbetrachter innerlich zusammenzucken – der benachbarte Komplex der Deutschen Bank nimmt sich dagegen aus wie ein Puppenhaus. Immerhin: Die Tatsache, dass unter den rund 40 Zuschauern Lothar Quartier, Ute Schulze-Heiming, Karl-Heinz Burmeister, Susanne Rexing, Wiltrud Schnütgen und Christian Tuschen waren, ließ zumindest erahnen, dass nicht alle der Ansicht waren, dass dieser Gebäudekomplex das Wohl der Stadt zu mehren imstande ist.

Vom potenziellen Investor Sontowski war Thomas Riek aus Erlangen an den Niederrhein gereist, und er bezeichnete Kleve als »wunderschöne Stadt« mit einer »sehr gut funktionierenden Innenstadt«, die jedoch »einer Ergänzung im Bereich der Großflächen« bedürfe. Das wurde apodiktisch mal einfach so in den Raum 116 des Rathauses gestellt und auch nicht weiter hinterfragt.

Architekt Lars Klatte (RKW, Düsseldorf) berichtete, die Gebäudehöhe solle »etwas über elf Meter« betragen, im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss sei Einzelhandel vorgesehen, darüber Büro- und Gewerbefläche. Das Fassadenmotiv, bestehend aus Holzelementen und so genannten Gabionen, zitiere spielerisch das Motiv der »alten Stadtmauer«, »aber mit ganz großen Fensteröffnungen, die den Ausblick auf den Landschaftspark bieten«. Landschaftspark? Mancher Zuschauer runzelte die Stirn.

»Welche Nutzer da drin sind, steht in keinem Fall fest«, erläuterte wiederum Riek. »Wir wollen gemeinsam mit der Stadt Kleve die Inhaber festlegen, alle in einem Boot. Lassen Sie uns gemeinsam versuchen, für Kleve das Optimum zu realisieren.« In die Tiefgarage (die einzige Gebäudeöffnung zur Werftstraße) sollen 116 Autos passen, das Obergeschoss werde in Kooperation mit der Volksbank vermarktet.

Riek sprach davon, dass man sich mit der Stadt Kleve zunächst verloben wolle – und noch nicht sofort heiraten. »Der rat muss dem Nutzungsmix verbindlich zustimmen«, so Kämmerer Willibrord Haas. »Die Grundstücke sind unser Faustpfand«, so CDU-Fraktionsvorsitzender Udo Janssen in der Diskussion, die sich schließlich in Detailfragen verlor, ob das Holz nicht in ein paar Jahren nicht mehr so schön aussehe (Petra Tekath, SPD) oder ob sich nicht eine optische Lücke in den Klotz einbringen ließe (Dr. Artur Leenders, Grüne).

Bemerkenswert erscheint vor allem die Tatsache, dass die CDU bei ihrem Pressekaffee noch davon sprach, die Nutzungsart »im Grundbuch festschreiben zu lassen« (Udo Janssen). Jetzt war von Einvernehmen die Rede – und davon, dass die Sontowski & Partner GmbH den Komplex auch selbst bewirtschaften will. Die Variante Grundbuch aber hieße: Ein Mieter geht, es gibt Leerstand, der nächste bewirbt sich, und der Centermanager von Sontowski sagt: »Tut mir leid, hier darf nur ein Feinkostgeschäft für andalusisches Olivenöle rein.« Klingt etwas realitätsfern, oder?

Nachtrag: Auf dem Weg zur Sitzung passierte ich Elektro Lünendonk. Sehen Sie selbst:

Wohn- und Geschäftshaus zu verkaufen - Service macht den Unterschied
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11 Kommentare

  1. 11

    dieser Entwurf kam noch aus mit
    “ die Gebäudehöhe solle »etwas über elf Meter« betragen „.

    der neue ragt schon über 15m in die Höhe.

    und der VoBaProtzKlotz soll noch höher werden.

    Warum nicht gleich bis über den SchwanenTurm hinweg aufstocken ?
    Wäre doch toll, wenn Mom, Ruffing oder Teo
    aus ihrem Amts- oder SchlafZimmer auf den Schwan runterSpucken könnten.

    Auf Kleve spucken sie soWieSo.

     
  2. 10

    @rainer

    „…was gepanschtes hackfleisch mit gewählten klever stadtvertretern zu tun hat weiß ich noch nicht..“

    Aber ich!
    Es ist die Fettnäpfchen-Ecke! DER Lieblingsaufenthaltsort des Trio Infernale, der Hofberichterstatter und des Schneppenbaumer Cheferklärers.

     
  3. 9

    hallo, wo lebt ihr denn. glaubt ihr echt noch an bunt bemalte wahlwerbung. ein kollege erzählte mir, es gäbe irgendwo, diskontmässig, fettreduzierzes hack zu kaufen, der witz an der sache wäre aber, die haben nur mehr wasser unters hack gemischt. was gepanschtes hackfleisch mit gewählten klever stadtvertretern zu tun hat weiß ich noch nicht, ich werd es rescherschiern

     
  4. 8

    obi: vielen Dank für die Recherche, da werden einem die Augen geöffnet.

    Wie sehr Sie, lieber Herr Daute, doch Recht hatten, diese Diskussion in Kleve anzustossen.

    „Jedes Gebäude hat eine Rückseite. Irgendwo müssen die Leute ja auch reinfahren können“, sagt Waters.“

    Ich glaube es nicht. Klever, wollt ihr das? Die letzten freien und offen gehaltenen Stadtflächen dort unten mit noch einem solchen Monstrum zubauen?

    – rush headlong into disaster with one’s eyes wide open

    Ralf Daute, wir sollten sammeln und jedem Kind und Enkelkind eines Stadtrates das Buch „Kleveblog 2012“ schenken, damit für die Zukunft eine Frage sicher beantwortet werden kann: Opa, Oma – du warst ja auch dabei. Warum?

     
  5. 7

    @obi Interessant in diesem Artikel ist auch der letzte Absatz, in dem beschrieben wird, dass der Filialist Ernsting’s Family von der Innenstadt in das »Monheimer Tor« umziehen wird. Da jedes Gemeinwesen nur eine begrenzte Fläche an Gewerbe verkraftet, dürfte Ähnliches auch Kleve blühen, wenn der Sontowski-Plan verwirklicht wird. Und am Ende dieses Prozesses wird die Klever Innenstadt so aussehen wie die von Emmerich. (Sorry, liebe Emmericher, aber die ist nun wirklich eine Katastrophe.)

     
  6. 6

    Im zweiten von Sontowski genannten Objekt Monheim ist die Mauer anscheinend auch ein Thema:

    http://www.google.de/imgres?imgurl=http://www.wz-newsline.de/polopoly_fs/1.674899.1306961292!/httpImage/onlineImage.jpg_gen/derivatives/landscape_550/onlineImage.jpg&imgrefurl=http://www.wz-newsline.de/lokales/kreis-mettmann/monheim/monheim-rohbau-sorgt-fuer-zuendstoff-1.674900&h=347&w=550&sz=102&tbnid=8JWlgT1vg07qNM:&tbnh=90&tbnw=143&prev=/search%3Fq%3Dmonheimer%2Btor%26tbm%3Disch%26tbo%3Du&zoom=1&q=monheimer+tor&usg=__02ATBgOuhkk6XyIvJm-9Wt6Jzfs=&docid=-eaCLostNznG3M&sa=X&ei=pFTkT9L9KojMtAb5zczsCA&ved=0CGsQ9QEwAw&dur=417

     
  7. 2

    Gab es gestern denn auch Informationen darüber, wo die Selbstschussanlagen installiert werden sollen? Folgendes Statement vermisse ich bislang noch: „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten…“

     
  8. 1

    Zur Erinnerung

    http://www.rathausviertel-kleve.de/Daten/plan3.jpg

    Dafür haben die Bürger mehrheitlich gestimmt. Begrünte Innenhöfe. An die Stadt angepasste Gebäudegrößen. Belebte Fassaden. Mischung aus Generationenwohnen/Büro/Gastronomie/Einzelhandel.

    Jetzt ist es ein massiver Einzelhandel-Koloß mit einer 120m langen leblosen Hinterhoffassade, die auch nicht im Entferntesten an die alte Stadtmauer erinnert. Dort werden preisgünstige (rostende!) Stahlkörbe mit Steinen gefüllt. Diese Planung erinnert außerdem stark an Varianten (Team 4 oder 6?), die im Workshop 2009 abgelehnt wurden.

    Der Höhepunkt ist, dass der Investor seit Abschluss des Bürgerverfahrens vor 3 Jahren angeblich noch keinen Mieter vorweisen kann und das jetzt in Abstimmung mit der Stadt Kleve erst noch geschehen soll. Das gehört wohl eher in die Rubrik Märchengeschichten und soll die Mieterdiskussion im Keim ersticken. Das Einzelhandelsgutachten sagt eindeutig aus, dass eine Verlagerung von Saturn der „Neuen Mitte“ massive Nachteile bringt.

    Die gestrige Veröffentlichung im Hauptausschuss mit Ãœberraschungseffekt zur Verminderung der Bürgerbeteiligung (morgens hatte die RP noch von der Nicht-Öffentlichkeit berichtet und somit Interessierte abgehalten) läßt nur den Schluss zu, dass es keine anderen Investoren gibt und die Fa. Sontowski auf eine Entscheidung drängt, ansonsten aber die Sache wieder in die unterste Schublade schiebt.

    Ein unrühmliches Ende der Bürger-Workshops. Und eine traurige Zukunft für Unterstadt.