Aktuelle Kultur-Trends: Manchester hängt Brüste ab, Moyland stellt sie auf

Zweifellos eine erotisch aufgeladene Szene. Wie mag es wohl weitergehen?
Zweifellos eine erotisch aufgeladene Szene. Wie mag es wohl weitergehen? (Foto: Manchester Art Gallery)
Ist der weibliche Körper hier nicht nur ein Objekt? Eine Projektionsfläche für was eigentlich? Für eine ganz merkwürdige Frisur eines Mannes? Die moderne Kunst wirft viele Fragen auf (Foto: Udo Kleinendonk)
Ist der weibliche Körper hier nicht nur ein Objekt? Eine Projektionsfläche für was eigentlich? Für eine ganz merkwürdige Frisur eines Mannes? Die moderne Kunst wirft viele Fragen auf (Foto: Udo Kleinendonk)

Seit Jahrtausenden versuchen Künstler, die Schönheit des menschlichen Körpers zu erfassen und ihr in ihren Werken eine bescheidene Huldigung zukommen zu lassen, zumindest, wenn sie sich nicht gerade wie Mondrian auf farbige Rechtecke spezialisiert haben oder wie Beuys auf tote Hasen, Berge von Fett und Honig.

Umso schockierter musste der gelegentliche Museumsbesucher zur Kenntnis nehmen, dass in der vergangenen Woche in der Manchester Art Gallery das Gemälde „Hylas und die Nymphen“ des englischen Malers Jon William Waterhouse aus dem Jahre 1896 aus der ständigen Ausstellung entfernt wurde, weil die darin dargestellte Szene – ein Jüngling erwählt sich aus einer Gruppe unbekleidet badender Frauen eine Dame – dazu angetan sei, ein zu eng gefasstes Frauenbild zu transportieren. „Dieses Museum präsentiert den weiblichen Körper als entweder ,passiv-dekorativ` oder ,femme fatale`. Lasst uns diese viktorianische Fantasie hinterfragen!“, so Museumskuratorin Clare Gannaway.

Die berechtigte Frage taucht auf: Warum soll MANN dann überhaupt noch ins Museum gehen?

Diese Grundschwingungen eines archaischen männlichen Selbstverständnisses sind offenbar über ein sehr feines Netzwerk bis zum Museum Schloss Moyland durchgedrungen, wo gestern unter großer öffentlicher Anteilnahme die Ausstellung „Die zweite Haut“ eröffnet wurde – und sicherlich spielte es bei dem großen Andrang der Kunstinteressierten überhaupt keine Rolle, dass im Vorfeld bekannt wurde, dass die international bekannte Bodypainterin Corinna Lenzen dort zur Tat schritt. Sie nutzte die Haut eines Modells, um darauf an den Museumswänden hängende Bilder gewissermaßen fortzusetzen – nur eine von vielen Ideen, mit denen das Wesen der Haut „hinterfragt“ wird.

Das muss ja auch nicht immer hormongesteuert passieren: „Die Ausstellung untersucht anhand von zwanzig künstlerischen Positionen im Medium der Fotografie, Skulptur und Installation, was es bedeuten kann, sich eine ‚zweite Haut` überzustreifen, um sich von der Natur abzugrenzen oder mit ihr zu verbinden. Welche Geschichten lassen sich mit Kleidungsstücken erzählen? Können wir unsere Vergangenheit wie ein Stück Kleidung ablegen und wie ist es, die eigene Haut als Kleidung zu tragen?“ so das Museum in einem Begleittext. Interessant! Und einen toten Hasen gibt es auch!

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20 Kommentare

  1. 20

    Ich glaube und hoffe nicht, dass sich die Wiener Gesellschaft „ihrem” bedeutenden Maler, Gustav Klimt, berauben lässt.

    Gustav Klimt ist heute vor hundert Jahren in Wien gestorben………06. Feb. 1918

    Er hat sehr weitreichende Spuren hinterlassen, auf die man stolz ist, sie sehr schätzt…….. und sich auf keinen Fall für sie schämt!

     
  2. 19

    @11. und 16 Frau „Es ist Heuchelei, wenn man in der Kunst, natürlich dargestellte Menschenkörper, wegen etwaiger Debatten, plötzlich als unsittlich und schlecht degradiert.“

    Nicht nur in der Kunst!
    Was ist an den Nackedeis im Münchner Garten, in Saunaparks und wo auch immer verkehrt ?

    Wir sollten uns endgültig losmachen von allem kranken Gedankengut das über den grossen Teich zu uns herüberweht.
    Ich habe noch eine Reportage von deutschen Auswanderern in den USA im Fernsehen vor Augen , das ist jetzt etwa 30 oder 40 Jahre her.
    Die Mutter der Familie berichtete mit Entsetzen, dass sie mit ihren 3 Töchtern, ca 18 , 12 und 6 Jahre alt am Strand spazieren ging. Mutter und die beiden grösseren Töchter natürlich züchtig im gut verhüllenden Bikini, die 6-Jährige , wie bei uns üblich, nur in einer Badehose gekleidet, mehr ist ja in dem Alter auch noch nicht zu verhüllen.
    Es dauerte keine 5 Minuten, und eine „local“ Dame steuerte auf die Gesellschaft zu und sagte im Vorbeigehen „she should ware a top“ um dann in einer abwertenden Geste weiterzugehen.
    Das war für mich so in etwa der Anfang, heute mit Bologna haben wir uns echt genug Müll über den grossen Teich geholt.
    Wo bleiben unsere kulturellen Werte ?
    Und das gilt auch für unser Verständnis von Kunst, ob nun 50 Jahre alt, oder 2.500 Jahre alt.
    Ãœbrigens, die für manche prüden Geister zu exzessiven Sitten sind auch nicht erst aus unserer Zeit.
    Im alten Rom waren die Damen der leichten Sitten ein bekanntes und völlig akzeptiertes Phenomen.
    „Schlimmer“ noch, höher stehende und wohlgestellte Herrschaften hielten ganze Herden von Sklavinnen und Gespielinnen für sich und ihre Gäste aus , alles völlig durch Gesellschaft und Ehefrauen tolieriert.

    Happy times where there ago .

     
  3. 17

    @rd
    Mmmuuuhh, rd, mmuuuh! Heute hat mir der Bauer ein Feuilleton aus einer Frankfurter Zeitung aus der letzten Woche in den Stall gelegt – aus den bekannten hygienischen Gründen, mmuuuuh. Da steht die ganze Story drin, einschließlich der Abbildungen von nochmehr abgehängten Gemälden, mmuuuhh! Entgegen Ihrer Beschreibung wählt sich Hylas, der Geliebte (?) der Hera oder so (?) – sorry an der Stelle haftet etwas Schmutz auf dem Feuilleton, so dass ich es nicht mehr richtig entziffern kann, mmmuuhh (aber JB und andere kennen sich sicher in der griechischen Mythologie wie z.B. mit MinoTaurus aus und können das geraderücken, mmuuuhh) -, keine Nymphe aus, sondern wird von der besonders nymphigen Nymphe – mit jede Menge Süssholzraspel – regelrecht in den Teich gezogen, mmuuuuhhh! Hylas, bleib standhaft, mmuuuhh! Lass rd und den Kleverbloggern die Nymphen, mmuuuuh!

     
  4. 16

    @2. otto

    Man könnte auch bei dieser dargestellten Situation, ungeachtet der Mythologie, auf die Gedanken kommen, dass ein Märchenerzähler die schönen, badenden Damen im Seerosenteich besucht, und sie noch mehr von seinen unrealistischen Geschichten hören möchten……

     
  5. 15

    @2. otto
    oberstes Motto in der Kriminalistik , bloss alle Zeugen und Spuren beseitigen !

     
  6. 14

    @13. otto

    Für diesen Vers gibt es auch eine Fortsetzung………..Und alles wegen einer toten Fliege. 🙂

     
  7. 13

    Das Bild versinnbildlich eindeutig den Vers:

    Jetzt kommt der Augenblick,
    wo der Frosch ins Wasser springt
    und sein Leben riskiert!

     
  8. 12

    @7.jean baptiste,

    twee dagen was ik met leraar simon de boer (Groningen/Winschoten),
    hij zegt z.b. verlangen is goed, geen verlangen is ook goed!

    tot de volgende keer…………

     
  9. 11

    Ich finde es schon bedenklich, dass man nun gegenwärtig, die griechische und römische Mythologie dazu benutzt, um Aufmerksamkeit für eine leere Museumswand zu bekommen.

    Griechische und römische Mythologie galt einst als Bestandteil der Allgemeinbildung.

    Ich weigere mich darüber nach zu denken, ob nun überall, u.a. die Nymphen, also die Naturgeister, in der darstellenden Kunst entfernt werden sollten.

    Es ist Heuchelei, wenn man in der Kunst, natürlich dargestellte Menschenkörper, wegen etwaiger Debatten, plötzlich als unsittlich und schlecht degradiert.

     
  10. 10

    @ 8. Michael Bay :
    ( sogar ) ich stimme Ihnen zu.

    rd unterTitelt das Gemälde :
    “ Zweifellos eine erotisch aufgeladene Szene. “
    Warum ?

    Liegt es nicht im Betrachter,
    ob er das Bild erotisch aufläd ?

    selbst falls der Maler solches beabsichtigt hätte :
    Wäre es nicht besser, alle würden sich daran gewöhnen,
    nicht jeden Flecken nackter Haut mit Erotik „aufZuLaden“ ?

    Kann wirklich nicht der Mensch neutral gesehen werden,
    nur weil „er“ einen Busen hat ?

    Warum „müssen“ wir im EntwicklungsStadium von Pennälern stecken bleiben ?
    Warum „müssen“ wir uns von „SittenWächtern“ in diesem Stadium festNageln lassen ?

     
  11. 9

    Wenn ich Menschen kontrollieren und beherrschen will, dann ist ein wichtiger Herrschaftszugang die Kontrolle über das Selbst der anderen Menschen. Wie erreiche ich die? Indem ich Körper und Seele mit Angst,- Schuld- und Schamgefühlen belege. Individuelle Freiheit, vor allem auch Lebenslust werden dann als etwas Böses, Schmutziges erlebt und mit besonderen Hemmungen oder gar Tabus belegt. Es wird immer über das Kopftuch diskutiert, dabei gilt in den USA inzwischen das Bild einer stillenden Mutter als pornographisch.

     
  12. 8

    @ otto dem alten Lüstling.
    dat mag je denken, liberté les pensées, maar verwoorden is hier niet op zijn plek :-)))

     
  13. 7

    @5. Ron Manheim
    tja, die öffentliche Meinung.
    Ein Krimi zur besten Sendezeit, vollgepackt mit Leichen, d a s ist schaffende Kunst.
    Die Frauen zur Römerzeit, wenn sie sich bei Kapitulation vor dem Feind die oberen Kleider vom Leib rissen, nicht zum Signal von „jetzt nehmt mich“ , sondern um dem Feind die Attraktivität zu nehmen, auch noch die Frauen zu erobern, und meist funktionierte das auch hervorragend.
    Der Beutetrieb wird ausgeschaltet, und der Siegestaumel lässt nach, wer findet schon eine halbnackte Frau, die sich einem anbietet, noch attraktiv ?
    Und Alles was noch nicht gesagt wurde bringt Swetlana Mintcheva in ihrem Artikel in The Guardian auf den Punkt:
    https://www.theguardian.com/commentisfree/2018/feb/03/caravaggio-killed-a-man-censor-art
    what else has to be said ?

     
  14. 6

    Kunst ist vielfältig und liegt im Blick des Betrachters. Dass dabei auch mal mehr oder weniger nackte Haut dargestellt wird, ist Jahrhunderte alt. Schrecklich ist das Verunstalten der menschlichen Haut durch Tätowierung.

     
  15. 5

    „unter großer öffentlicher Anteilnahme”? Dabei ist zu beachten: Zur Eröffnung von Ausstellungen, an denen mehrere KünstlerInnen teilnehmen, sind immer viele Gäste da, weil jede Künstlerin den eigenen Interessentenkreis `mobilisiert`. Das war schon immer so…

     
  16. 2

    @1.Frau,

    typisch Frau, erst das Vergnügen fordern dann den Tod dem Anderen nahe bringen!😱

     
  17. 1

    Warum fühlen sich viele Menschen in ihrer eigenen, natürlichen Haut nicht mehr wohl?

    Reicht die eigene, natürliche, nackte, unbemalte Haut nicht mehr aus?

    Ich selber fühle mich mit unbemalter, unbehandelter, naturbelassener Haut, als selbst-bewusst lebende Frau, äusserst wohl.

    Zu dem Gemälde „Hylas und die Nymphen”……… ich persönlich finde diese Menschen sehr ästhetisch dargestellt, obwohl die schönen Damen den bekleideten Mann in den Tod locken möchten…..