Adieu, Sperrmüll

Wahre Größe zeigt sich dann, wenn man Anderen nicht einmal mehr den eigenen Abfall gönnt. Und so hat die Stadt Kleve kurzerhand den Sperrmüll abgeschafft. Der Grund: Der so genannte Mülltourismus. Damit ist jetzt mal nicht der Wahnsinn gemeint, dass z. B. Müll aus Italien an den Niederrhein gekarrt und dort verbrannt wird, um überdimensionierte Müllverbrennungsanlagen auszulasten. Diesmal geht es gewissermaßen um die Individualtouristen, deren Reisepläne bisher von den „Entsorgungsterminen“ in städtischen Müllkalendern bestimmt wurden.

Das waren in der Regel Männer mittleren Alters aus dem osteuropäischen Ausland, die in 24-Stunden-Schichten mit Kennerblick Dinge mit Wert (z. B. Metall) von absolutem Müll unterschieden. Mit der erfreulichen Folge, dass sich das tatsächliche Müllaufkommen einen Tag nach Ablage der Reste an den Straßenrand in der Regel um ca. 80 Prozent reduziert hatte (man war ja fast schon etwas vergrätzt, wenn die eigenen Dinge noch liegen blieben, während der Nachbar seinen Schrott schon losgeworden war). Interessanterweise sahen die Männer, die sich um unsere Wohlstandshinterlassenschaften kümmerten, auch immer so aus, als ob sie tatsächlich noch für ihr Geld arbeiten würden.

So geht’s natürlich nicht! Und so wird in Kleve allgemein bejubelt die Eröffnung eines „Wertstoffhofs“, zu dem der wackere Klever Bürger seinen Sperrmüll künftig persönlich hinbringen darf. Na, das ist aber auch eine Verbesserung: Die Gegenstände werden nicht mehr vor der eigenen Haustür abgeholt, und vermutlich sind bei der Ablieferung irgendwelche kuriosen Gebühren zu entrichten. Aber immerhin: Man darf sich freuen, dass wenigstens die Polen kein Geld mehr damit verdienen. Fortschritt, dein Name sei Kleve!

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Ein Kommentar

  1. 1

    […] Es muss wohl noch skurriler zugehen als man es sich ausmalen kann, das Treiben auf dem neu eröffneten Klever Wertstoffhof. Entstanden ist eine neue Form des Lottospiels: Was wird von den strengen Mitarbeitern akzeptiert – und was barsch zurückgewiesen? Der bisherige Stand: Gelbe Säcke werden nach halbstündiger Beratung im Team nicht angenommen, auch wenn die Bürgerin gleich fünf davon mitgebracht hat und zur Begründung anführt, sie fahre längere Zeit in Urlaub und wolle verhindern, dass sich in den Säcken neue Lebensformen bilden. Egal, bitte wieder mit nach Hause nehmen! Auf der anderen Seite werden für eine Handvoll kaputter Kacheln 3,90 Euro Gebühren verlangt. Auch da sinkt die Bereitschaft zur ordnungsgemäßen Entsorgung ganz erheblich. Beide Geschichten machen im Freundeskreis die Runde, und ich glaube nicht, dass sie “Spinnen-in-der-Yuccapalme”-Kleinstadtmythen sind. […]