48 Sekunden Ludger J.

Man kennt den Prototypen des Bauunternehmers, der hypererregt, herzinfarktgefährdet und mit hochrotem Kopf im Mercedes durch die Gegend fährt, um ab und an in eine Kommunikationsform zu verfallen, die vielleicht am besten mit Baustellenbellen beschrieben werden kann. So sind sie, die Männer vom Bau. Abends, beim Bier zum Beispiel im Le Journal, da können sie dann ganz umgänglich sein. Allerdings wollte ich die Ergebnisse meiner Klever Arbeitsplatzumfrage nicht in irgendeiner Kneipe einsammeln, sondern ganz seriös am Telefon – in diesem Fall offenbar ein schwerer Fehler. Immerhin, es kam zu einem 48-sekündigen Gespräch mit Ludger Janhsen, dem aus Kranenburg stammenden Geschäftsführer der Fa. Loock Erd- und Tiefbau GmbH (27 Millionen Euro Jahresumsatz, 70 Prozent öffentliche Auftraggeber).

– „Janhsen.“

– „Guten Tag, Herr Janhsen, schön, dass ich Sie erreiche, mein Name ist Ralf Daute, ich hatte Ihnen heute mittag eine Umfrage zugeschickt…“

– „Die habe ich direkt in den Papierkorb geworfen.“

– „Das ist aber nicht gut.“

– „Was meinen Sie, wie viele Anfragen ich jeden Tag bekomme, meinen Sie, ich habe die Zeit, die alle zu beantworten?“

– „Sie haben also keine Zeit, die Umfrage zu beantworten? Soll ich das so schreiben?“

– „Ja, das können Sie so schreiben.“

Es folgte eine kurze, durchaus frostige Verabschiedung.

Als erstes habe ich mir dann mal die Mitte vergangenen Jahres veröffentlichte Bilanz 2006 besorgt und staunend zur Kenntnis genommen, dass das Unternehmen sogar Baugrundstücke im malerischen Osten besitzt. Zitat: „Im Umlaufvermögen der Heinrich Loock Erd- und Tiefbau GmbH sind Baugrundstücke in Wendisch-Rietz mit T € 1.082 aufgeführt, die durch den Einsatz eines Maklers vor Ort veräußert werden sollen. Verkaufserlöse konnten im Jahr 2006 aufgrund der schwierigen Marktsituationen nicht erzielt werden. Die Grundstücke in 2006 als Gesamtfläche zu veräußern gelang nicht. Weitere außerplanmäßige Abschreibungen sind nicht auszuschließen.“ Wendisch-Rietz liegt am Scharmützelsee („märkisches Meer“), südostlich von Berlin – was macht ein Klever Tiefbauunternehmen mit Bauland in tiefsten Brandenburg im Wert von einer mehr als einer Million Euro?

Lesen Sie in der nächsten Woche: Wie ich versuche, mit Ludger Janhsen ein sachliches Gespräch über den Ende Februar neu gegründeten Betriebsrat der Fa. Loock zu führen – den ersten in der 29-jährigen Geschichte des Unternehmens…

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17 Kommentare

  1. 17

    Zitat aus Beitrag von H. Daute: „48 Sekunden Ludger J:“

    „Lesen Sie in der nächsten Woche: Wie ich versuche, mit Ludger Janhsen ein sachliches Gespräch über den Ende Februar neu gegründeten Betriebsrat der Fa. Loock zu führen – den ersten in der 29-jährigen Geschichte des Unternehmens… “

    Herr Daute, kommt da noch was oder hebe ich es überlesen??

     
  2. 16

    ich kenne Ludger persöhnlich und muss sagen, dass er nicht, wie er hier dargestellt wird, im Baustellenbellen sich äußern muss.
    Das ein Geschäftsführer einer Firma in der größenordnung nicht unbedingt Zeit hat am Telefon zwischendurch Fragen zu einer Klever Arbeitsplatzumfrage zu beantworten ist jawohl klar.
    Denn wenn der Geschäftsführer sich für solche Dinge immer Zeit nehmen würde bräuchte man bald keine Anfragen mehr dort hin schreiben weil es dann keine Arbeit mehr gäbe.
    Meiner Meinung nach haben die Mitarbeiter der Firma Loock einen sehr sicheren Arbeitsplatz und auch ein sehr angenehmes Arbeitsklima und ich denke doch das dies die Hauptsache ist und so eine unwichtige Umfrage jawohl eine Nebensache in einem solchen Unternehmen sein darf.

     
  3. 15

    Und da gerade zu Arbeitsschluss die Fantasie mit mir durchgeht: Ludger Janhsen würde auch niemals eine zweite Frau Schaeffler geben. So oder so nicht, klar. Der Vergleich passt nicht wirklich, ok. Aber wenn man sich das jetzt trotzdem mal vorstellt: Er würde definitiv nicht plötzlich einen roten Schal tragen. Nein, er würde da sitzen, sich vielleicht die Krawatte (wenn überhaupt) lockerer machen und rumdrucksen, so in der Art: Scheiße, jetzt brauchen wir euch doch. Verdammte Scheiße. Und jetzt lasst mich hier nicht zu lange zu Kreuze kriechen. Was wollt ihr noch?
    Niederrheinisch eben…

     
  4. 14

    Unternehmen meinen ja manchmal, dass sie mit dem Rest der Gesellschaft wenig zu tun haben – und mit der Presse schon gar nichts. Wie man im 20. Jahrhundert dieser Meinung sein kann, ist mir schleierhaft. Aber so ein etwas stümperhaft agierender Ludger Janhsen ist mir doch noch lieber als ein aalglatter Typ, der auch nicht mehr sagt, dieses Wenige aber in aalglatte Sätze verpackt. Ludger Janhsen ist so ein richtiger Niederrheiner – klar und direkt. Er hat es nie in die Liga der Aalglatten geschafft – das ist die positive Nachricht. Was natürlich nicht alles wett macht.

     
  5. 13

    Ich hätte zwar auch keine Auskunft gegeben, aber das ganze diplomatischer und freundlicher gestaltet. Ludger Jansen sehe ich von morgens bis abends und sogar jeden Samstag seine Baustellen abfahren. Er ist wirklich ein sehr fleißiger Geschäftsführer. Für ihn ist die Firma Look (Besitzer Mom Zevens) sein Lebenswerkt. Die Mitarbeiter von Look lassen auf ihren Chef nichts kommen! Das Grundstück im Osten bietet auch Immobilien Lohmann an. Warum, wissen nur die Götter!

     
  6. 12

    @stopsi1900: Öffentlicher Dienst – mh, da muss ich wohl was verpasst haben!? Also nochmals: Nein. Njet. Nichts, aber auch gar nichts.

     
  7. 11

    @L.Seerden: Ist mir klar. Es gibt ja noch ganz andere, die nie mit der Presse reden (->Aldi). Letzten Endes ist es aber so, wie bei den Stars und Sternchen auch: Die können auf dem Weg nach oben gar nicht oft genug in der Presse stehen, bei Berichten auf dem Rückweg wird dann gleich der Anwalt bemüht. Bei Unternehmen sind es die guten Nachrichten („neuer Riesenauftrag“, „beliebtester Arbeitgeber“ etc.), während bei den schlechten – unprofessionellerweise – am liebsten nach dem Duck-&-Cover-Prinzip verfahren wird. Bei den ganzen Zevens-Unternehmungen hat man allerdings den Eindruck, dass man am liebsten gar nicht in der Öffentlichkeit stehen will – aber es gilt die Regel: „Wer in der Öffentlichkeit Kegel schiebt, muß sich gefallen lassen, daß nachgezählt wird, wieviel er getroffen hat.“ (Tucholsky)

     
  8. 10

    @ralf.daute

    Es steht jedem Unternehmen freisteht, eine Anfrage der Presse zu beantworten oder nicht.

    Da die besagte Firma. beziehungsweise deren Eigentümer hier schon mehrfach im Blog Gegenstand von Artikeln war, kann ich die Reaktion des Herrn Jahnsen durchaus nachvollziehen.

    Die Begründung und die Form ist allerdings absoluter Käse. Herr Zevens sollte Herrn Jahnsen ein Kommunikations-Training spendieren.

    @frau h

    Natürlich braucht eine Firma ab einer gewissen Grösse einen Betriebsrat.

    Da kann sie noch so gut sein, es besteht immer die Gefahr, die Mitarbeiter gegeneinander auszuspielen.

     
  9. 7

    Naja, ich werde auch täglich mit telefonischen Anfragen konfrontiert: Digitalfernsehen, Onlinevertrag, günstiger Telefonvertrag, diverse Versicherungen, Umfragen zu 1000 und einem Thema, Vermögensberatung(!)sangebot meiner Hausbank, Sonderaktion eines Versandhauses, Einladung zum Kaffee und besonderen Schnäppchenangeboten meines Textilausstatters, noch ein Handyvertrag, und diverse Zeitungsabos fehlen mir auch noch … Also das nervt dann schon. Besonders wenn zwischen 18.00 und 18.30 Uhr dreimal das Teflon bimmelt mit solch wichtigen Anfragen.
    Aber dennoch kan man höflich und bestimmt den Anrufer darauf hinweisen, dass kein Bedarf besteht, denn dieser erfüllt auch nur einen Job.
    In diesem Fall wäre die Antwort sicherlich nicht langwieriger geworden, als die schroffe Zurückweisung des Anrufers. Vielleicht braucht RD ja auch mal einen roten Bagger, um Altlasten in seinem Garten zu vergraben. 😉

     
  10. 5

    @stopsi1900: naja, ich finde erstens Umgangsformen an sich nicht ganz verkehrt und zweitens, ein Unternehmen, das seine Einnahmen zu 70 % den Steuerzahlern verdankt, steht zumindest in einer moralischen Pflicht etwas Transparenz zu zeigen. Und das mit den Umfragen, die da tagtäglich anbranden, ist natürlich einfach nur Quatsch. Und wer keine Zeit dafür hat, ist vielleicht einfach nur – schlecht organisiert??

     
  11. 4

    Recht hat er, der Herr Janhsen und das in den Papierkorb geworfen. Tagtäglich kommen solche Umfragen von irgendwelchen Unternehmen oder Privatpersonen. Soll zur Beantwortung dieser Fragebögen eine Person eingestellt werden?

     
  12. 3

    @ frau H
    wenn die geschäftsleitung den betriebsrat ersetzt, sollte man hellhörig werden.

     
  13. 2

    Mann muss ja auch nicht alles beantworten. Und aus keiner Antwort Schlüsse zu ziehen, ist ebenfalls nicht richtig. Mein Mann Arbeitet bei Loock und ich weis, daß die Geschäftsleitung einen guten Job macht und sich mit Ihren Mitarbeitern auseinander setzt und sie ernst nimmt und höhrt. Ein offizieller Betriebsrat ist dafür eigentlich nicht erforderlich. Und wo, wer was hat, ist mir auch egal. Jeder das was er verdient und sich erarbeitet hat. Leider herscht in Deutschland eine unerträgliche Stimmung der Missgunst.

     
  14. 1

    Wendisch Rietz?

    -„Am südwestlichen Zipfel liegt das kleine Dorf Wendisch Rietz…..An diesem Ort ist man selbst in der Hochsaison noch unter sich………“

    Hmmh, was gibt es da noch?

    – „AUFGUSS-SHOW > MIT GEBUNDENEN BIRKENZWEIGEN Einzigartig im Ambiente, urig im Aussehen. Schon beim Eintreten in den Vorraum wird klar dies ist keine normale Sauna. Der Chor der Donkosaken schmettert „Kalinka“, …………Der Duft des Birkensuds durchzieht den Raum… einfach originell! Sie können auch nach dem Aufguss direkt in den Scharmützelsee springen.“

    >http://www.wendischrietz.de/
    > http://www.satama-saunapark.de/