460 Millionen Euro für Galeria Karstadt Kaufhof, was denkt da der Klever Einzelhandel?

Für den Klever Einzelhandel ist es 24 nach 5: Barbara Pauls, GastHaus, Gasthausstr.

Gestern entschied die Regierung, den taumelnden Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof GmbH mit einem nachrangingen Darlehen über 460 Millionen Euro zu stützen. Wie denken die Kaufleute des Klever Einzelhandels, die selbst ums Überleben kämpfen, über eine solche Nachricht? Ein Gastkommentar von Barbara Pauls, die in der Gasthausstraße das Einrichtungsgeschäfts GastHaus betreibt:

460.000.000 – das ist die Zahl des Tages, und dazu mal ein paar Gedanken des „kleinen Einzelhandels“. Vorweg sei geschrieben, dass ich mich freue für alle Angestellten, deren Arbeitsplätze gesichert werden! Der Kaufhof-Karstadt-Konzern, ein Riese im Vergleich zum kleinen Einzelhändler. Aggressive Werbung, Onlineshop, große Häuser in besten Lagen und sicherlich kein Freund der „Kleinen“.

Nun steht der kleine Einzelhandel doch immer wieder staunend davor, was so geht. Corona zeigt, wie Wirtschaft läuft?! Es ist nicht der Punkt, da zu fördern, wo es brennt, es sollte jedoch Sinn machen und gerecht sein. Zur Zeit brennt es leider überall, und es ist eine echte Herausforderung.

Als Einzelhändler/-kämpfer muss man in dieser Zeit neben sehr guten Nerven, Optimismus, Energie und vielleicht auch mal ein gutes Beruhigungsmittel besitzen. Man muss sich vorstellen, dass der Kleine, wenn er nicht funktioniert, einfach weg ist vom Markt. Da meistens auch die private Haftung gilt, unter Umständen auch weg von sozialer Sicherung.

Also ist viel Eigenverantwortung gefragt, da er sich nicht darauf verlassen möchte, dass eine Kreditanfrage bei der Bundesregierung positiv ausfällt. Dass die „Großen“ schwächeln, ist nicht erst seit Corona bekannt, auch, dass ein Großkonzern ganz andere Wirtschaftskreisläufe hat. Aber, was läuft da falsch? Ist der kleine Einzelhandel am Ende nicht vielleicht realistischer, vielleicht mindestens so wichtig wie Großkonzerne, die sich anscheinend durch ihre eigene Preis-/Geldpolitik selbst zerstören?

Was macht eine Stadt lebendig? Ketten, die große Häuser in bester Lage belegen… die Riesenkredite zum Überleben brauchen? Wo findet das eigentliche Leben, die Gespräche, der persönliche Kontakt statt? Was braucht eine lebendige Innenstadt? Mit welchem Recht bekommen die „Großen“ Sonderbehandlungen, obwohl ja anscheinend Fehler gemacht wurden? Ich persönlich bin gespannt, wie auch Kleve sich weiterentwickelt?

Lieben kleine Mitstreiter, haltet durch und… liebe Kunden, liebe Klever seid einfach dabei…

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13 Kommentare

  1. 13

    @ 7 DF: das es auch anders geht, sprich eine Stadt die Bundeskonzepte weiter entwickelt, ja, das geht.
    Schauen Sei sich hier mal den Link an: https://www.youtube.com/watch?v=3vyhjo-pdj4

    Hier spricht der Bürgermeister von Rostock, wie es es in seiner Stadt gelöst hat. Laut dem Vergleich verschiedener Städte liegt Rostock immer im untersten Bereich.

    Es geht, wenn man möchte. Warum dann nicht auch in Kleve?

    Benno

     
  2. 12

    Gestern kam ich mir vor, als wäre ich bei Kaufland in das Jahr 2019 versetzt worden. Brechend voll, der Parkplatz voll wie vor Feiertagen, „Maskenpflicht“ bestand aus Stoffmasken (eigentlich gilt doch FFP2 bzw. Klinikmaskenpflicht), Abstand – was ist das? – es gab auch Jugendliche ohne Masken, und da es keine Einkaufswagen mehr gab, wurden noch welche aus dem Lager geholt. Eine Beschränkung wie es im Einzelhandel gibt (pro x qm nur y Kunden) gab/ gibt es dort wohl nicht, genauso wenig die Kontrolle der Maskenpflicht bzw. das Tragen der richtigen Maske.

    Warum hat Kaufland unter diesen Verhältnissen geöffnet, während unser Einzelhandel, der meines Wissens immer auf die Umsetzung der Maskenpflicht etc. geachtet, nun aber geschlossen hat?

    Gilt hier: die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen?

    Benno

     
  3. 11

    …aber spätestens, wenn Amazon die Marktmacht hat und die Preise diktieren kann, geht das Geheule los.
    Die Frage, die wir uns stellen sollten: wollen wir in unseren Innenstädten einen abwechslungsreichen Einzelhandel oder nur Leerstand und Handelsriese?

    Benno

     
  4. 10

    @9

    Ich bin Amazon Prime Kunde (immerhin läuft da Picard und Lower Decks) meine Lieferungen sind auch innerhalb eines Tages da, manchmal auch Morgens bestellt und Abends da.

    Wobei, würde ich noch in Kleve wohnen, auch ein paar der kleinen Läden supporten würde. Aber nur für Zeitschriften und Schallplatten. Alles andere? Amazon…

     
  5. 9

    Ich finde solche Nachrichten auch schade. Tendenziell habe ich zB gar keine Lust mehr in deutsche Innenstädte zu gehen, weil einfach jede Stadt mittlerweile gleich aussieht: h&m neben Zara neben jack&jones neben Douglas… seit einigen Jahren sieht man auch in Kleve, dass der „kleine“ Einzelhandel mehr und mehr verdrängt wird. Nur: mit fällt auch keine „tolle“ Lösung ein, wie der „lokale“ Handel besser zu unterstützen ist.
    Andererseits finde ich auch, der kleine Handel kann sich noch weiterentwickeln bzw. anpassen. Beispiel Hintzen: dort kann ich jedes Buch, welches ich möchte bestellen und in 99% der Fälle spätestens am nächsten Tag abholen, Bestellung sogar per WhatsApp und während corona gibt es sogar einen fahrradkurier. Wenn man vor Ort ist gibt es unbezahlbare Beratung noch gratis obendrauf. Diese Qualität bezahle ich mehr als gern. Da hält auch Amazon kaum mit. Bestellung heute, Lieferung morgen ist auch dort noch die Ausnahme…

    Ich arbeite übrigens nicht bei hintzen, aber der Laden ist einfach top 😀

     
  6. 8

    Die Frage ist, ob „kleinen“ Einzelhändlern mit einem Kredit geholfen wäre. Wie sieht es mit den Mitteln aus, die aktuell abgerufen werden können? Fließt da schon etwas, was kann damit abgedeckt werden? Es ist immerhin Geld, das nicht zurückgezahlt werden muss, wenn ich es richtig verstanden habe.

    Die Innenstädte hängen von den Großen und den Kleinen ab, ohne Frage. 460 Millionen klingt erstmal gewaltig. Zum einen ist es ein Kredit (der allerdings verloren gehen könnte), zum anderen stand wohl nicht die Absicht dahinter, die „Großen“ zu unterstützen und die „Kleinen“ nicht. Es ist aber auch so, dass die „Großen“ von ihrer Gesellschaftsform profitieren und von ihrem Pfund der gebündelten Anzahl der Arbeitsplätze, die mit einer einzigen Insolvenz (Galeria Karstadt Kaufhof) wahrscheinlich viele Arbeitslose nach sich ziehen würden. Auch wenn vorher Fehler in der Unternehmensführung gemacht wurden, will man in der Corona-Krise wohl nicht auch noch eine Warenhaus-Krise.

    Es ist natürlich bezeichnend für ein kapitalistisches System, dass zuerst Lufthansa, TUI und ein großer Warenhauskonzern „gerettet“ werden. Wo dann am Ende keiner persönlich haften würde. Zum anderen wäre es ein fatales Signal, wenn es da jetzt Insolvenzen geben würde.

    Was wäre jetzt die beste Lösung für lokale Einzelhändler? Ich habe letztens irgendwo gelesen, dass der bereitgestellte Betrag für Corona-Hilfen bei weitem nicht vollständig verteilt werden konnte. Muss man die Bedingungen ändern?

     
  7. 7

    Der Bund kümmert sich um ein bundesweit tätiges Unternehmen. Könnte sich die Stadt Kleve nicht um lokale Unternehmen kümmern? Es ist doch auch im Interesse der Stadt, dass die kleinen Läden in der Fußgängerzone erhalten bleiben.

    460 Mio klingt sehr gewaltig. Bei der Mitarbeiterzahl würde das allerdings nicht wie Husky schrieb reichen, um die Mitarbeiter bis zur Rente zu bezahlen, sondern wohl eher für ein halbes Jahr. Geschenkt gibt es das Geld auch nicht, sondern mit hohen Auflagen und Zinsen verbunden. So ehrlich muss man schon sein.

     
  8. 6

    ### Für den Klever Einzelhandel ist es 24 nach 5 ###
    05:24 = lange vor LadenÖffnung
    oder
    17:24 = kurz vor LadenSchluß ?

     
  9. 5

    U.a. wegen der größeren Anzahl an Arbeitsplätzen bevorzugt die Regierung auf Bundes-/Länderebene Unternehmen wie Galeria Kaufhof und gewährt große finanzielle Unterstützung. Vielleicht sollten sich Politiker und insbesondre Regierungen mal überlegen, ob die sogenannte Systemrelevanz nicht viel mehr eine selbst gebaute Falle, die neue und oftmals bessere Entwicklungen in der Wirtschaft verhindert, ist. Aus der letzten weltweiten Finanzkrise hätte die Politik lernen können.

    Wegen der starken Verzerrung, die durch die massive finanzielle Unterstützung von einem Konzern wie Galeria Kaufhof hervorgerufen wird, haben es die Einzelhändler mit einem oder höchstens einer Handvoll Läden besonders schwer. Die 460 Mio. Euro hätten für die vielen kleinen Einzehändler verwendet werden sollen.

     
  10. 4

    Bereits 1993 hat es Hollywood bereits voraus gesagt. Wenn eine Krise kommt überleben nur die großen Ketten und die kleinen Geschäfte gehen unter.

    Im Film Demolition Man (der im Jahr 2032 spielt) gab es eine Krise und deswegen gehören dort alle Restaurants zu Pizza Hut. Jetzt mit dem aktuellen Wissen über Corona ist dieser Film nochmal neu interessant, da gibt es auch Prognosen von Hollywood wie die Entwicklungen im Bereich Menschenrechte, Datenschutz, Umgang mit Kulturunterschieden bzw. anders Denkenden, aussehen könnte.

    Die Vorhersage in dem Film, das sich Menschen nicht mehr berühren (kein Hand geben) trifft ja schon einmal zu.

     
  11. 3

    460 Millionen, und in 2 Jahren ist der Laden wieder Insolvent und die 460 Millionen sind futsch…

    Von dem Geld hätte man die Mitarbeiter auch bis zum Rentenalter weiterzahlen können ohne den Konzern…

     
  12. 2

    Zum Scheinriesen: Die Finanzspritze für die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH ist rausgeschmissenes Geld. Früher oder später schließen die die Läden sowieso.

    Zum Einzelhandel: Ich würde liebend gerne den Einzelhandel unterstützen. Im Internet kaufe ich sehr selten mal etwas, so ungefähr alle paar Jahre mal. Amazon vor vielen Jahren einmal und nie wieder. Wenn ein Kleidungsstück verschließen ist und ersetzt werden muss, hatte ich in den letzten Jahren das Glück im Discounter das nötigste zu finden, Hemd, Hose, Boxershorts und Socken und den Klamottenkauf kurz und schmerzlos beim Einkaufen der Lebensmittel miterledigen zu können. Kein Anprobieren oder sonstiger Stress. Vor Corona hat mir mein Konsumverhalten kein Kopfzerbrechen bereitet. Der Geldbeutel blieb dank verhaltenen Konsums einigermaßen gefüllt. Aber seit das Coronavirus marodierend durch die Straße zieht und den Einzelhandel platt zu machen droht, habe ich mir fest vorgenommen in den Klever Geschäften Kleidung oder sonstiges zu kaufen. Ich hoffe, ich kann meinen inneren Schweinehund dazu überreden Samstags eine Expedition in die Innenstadt zwecks Einkauf von Nonfood-Artikeln zu wagen. Allein ich fürchte der Schweinehund raunt mir zu „Bleib doch hier, die Stadt ist voll, ein Gedränge in den Läden, schlechte Luft und für etwas entscheiden musst du dich auch noch. Bleib zu Hause und lies ein bisschen Kleveblog und erhol dich.“ Bei „schlechte Luft“, „Gedränge“ und „voller Stadt“ wankt der Beschluss einkaufender Weise den Klever Einzelhandel zu unterstützen schon bedenklich. Woher nehmen eigentlich alle anderen die Motivation?

     
  13. 1

    Der Einzelhandel hat +- 0 Polit Lobby.😢 Der Karstadt Konzern wird trotz Finanzspritze absehbar verschwinden die Personalkosten schmälern den Gewinn für das Großkapital erheblich. Diese empathielose Kapitalisten Gesellschaft interessiert weder die Lebensqualität einer Stadt noch die Not der Beschäftigten durch den gut geplanten Abbau. Schmuckstücke wie z.B. der Laden von B.werden Paradiesvögel in der zukünftigen armseligen,erbärmlichen „Kunden“ Welt von US Amazon ,China Alibaba u.ä. sein.🤮