Wenn der Winter kommt: Grünkohl mit Dr. Loosen und Jazz

Grüne Küche
Grüne Küche

Überall Grünkohl! Wahrscheinlich lädt demnächst auch wieder die Junge Union zu ihrem traditionellen Grünkohlessen ein, immerhin sechs Restaurants aus dem Stadtgebiet beteiligten sich noch vor dem ersten Frost an der Grünkohlwoche, hinzu kamen zwei Anbieter vom Riswicker Bauernmarkt. Es ist also in diesen Tagen fast unmöglich, am „Superstar vom Niederrhein“ (Rheinische Post) vorbeizukommen, aber manchmal lohnt es sich auch, dem Wintergemüse gezielt nachzujagen – und so landete ich, auf Empfehlung eines Gastes aus der Zentrale, im Hotel Rilano, an Tisch 32 mit Blick auf die Kreisverkehre der Stadt. Also fast ein bisschen metropolig, zumal im Hintergrund angenehm ruhiger Jazz läuft, vermutlich eine schöne Spotify-Playlist.

Die Küche dort offeriert seit Ende November Grünkohl mit Mettwurst und Kasseler für zehn Euro. Das Angebot sollte einem das Wagnis wert sein, in der etwas feineren Umgebung des Restaurants die derb-deftige Küche des Niederrheins auszuwählen. Versuch macht klug: Einmal Grünkohl, bitte!

Es lohnt sich: Der Gast erhält eine üppig dimensionierte Portion des Gemüses, der grüne Tafelberg inkl. Kartoffelstampf dient als kräftiges Fundament für eine Mettwurst und eine Scheibe zart rosa scheinenden Kasslers. Fleisch und Wurst sind perfekt gegart und schön saftig, der Grünkohl selbst schmeckt schön winterherb und hat noch einen angenehmen, feinen Biss (nichts ist schlimmer als bis zur Unkenntlichkeit zerkochtes Gemüse). Der auf dem Tisch bereitstehende Balsamico kann zur Verfeinerung des Geschmacks genutzt werden. Als begleitenden Wein empfiehlt der unaufdringlich aufmerksame Kellner einen Riesling von der Mosel (Dr. Loosen, 6,60 € je Glas), dessen feinfruchtige Note sich hervorragend mit dem herzhaften Gemüse verträgt. Ein Pils wäre aber auch gegangen.

Fazit: Grünkohl im Rilano – eine angenehme Überraschung, zur Nachahmung empfohlen!

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16 Kommentare

  1. 15

    @11. Rüdiger Weizenkeim

    Ich hoffe doch den Spruch hast du Barbara Hendricks nach Berlin geschickt!

     
  2. 14

    @1.RüWei., interessant, was es früher so alles gab! Achtsamkeit halte ich für geboten, früher und auch heute.

     
  3. 13

    ***Heute gibt es Panhas***

    Mit dem Essen ist das so eine Sache. Die Wissenschaft hat uns hier schon lange eine Erklärung geliefert, warum beim Essen von so typisch niederrheinischen Gerichten wie dem Grünkohl mit Kassler/Wurst Kindheitserinnerungen plötzlich wie aus dem Nichts auftauchen.

    Ich finde es nur „herrlich“.

    So kann ich mir einfach ein Stück Panhas bei meinem Metzger meines Vertrauens kaufen; für die, die nicht wissen was das ist: Panhas ist eine Art „fake“ Hackbraten, denn zu den zerkleinerten Fleischresten wird Buchenweizenmehl hinzugefügt, Pfeffer usw. sieht also aus wie Hackbraten, ist es aber eigentlich gar nicht.

    Schon beim Braten kommen einem sämtliche Kindheitserinnerungen hoch, Erinnerungen, von denen man gar nicht wusste, dass es sie noch gibt. Gerade als ich die eine Seite vom Panhas schön kross gebraten habe, sehe ich vor meinem geistigen Auge mich, meiner Oma beim Kochen zu schauen, auch sie dreht den kross gebratenen Panhas um. Dann essen wir. Nach dem Panhas, gibt es diesen köstlichen Quark mit viel Sahne und kleingeschnittenen Mandarinen. Köstlich.

    Nach dem Essen gehe ich die steile Treppe zur Daehl herunter und ziehe mir in „Franz sein Zimmer“ die viel zu großen schwarzen Gummistiefeln an; warum der Raum „Franz sein Zimmer“ heißt weiß ich nicht mehr genau, ich glaube das war mal ein Landarbeiter, der bei uns im Obstbetrieb gewohnt hatte.
    Der Raum ist immer kalt. Die Wände weiß gekalkt und eigentlich wird hier Hühnerfutter und Werkzeug gelagert. Unter anderem in einem alten schweren kindshohen Eichenschrank. Dann steht hier noch eine blaue Angelrute, Feldwerkzeug, Schuffeln und Spaten usw.. Für einen kleinen Jungen ist Franz sein Zimmer riesengroß, weil es immer etwas neues zu entdecken gibt.

    Nun gehe ich an dem Plumpsklo vorbei durch die große Grünfarbende Daehltür hinaus Richtung Schaugraben. Die Stiefel tauche ich ins Wasser und versuche den Lehm abzuschieben. Was für die Ziegelwerke kostbarer Rohstoff für Ziegel ist, dass ist für mich als Kind ein kostbarer Rohstoff um Matschbomben zu formen.

    Oben auf dem Deich zur Wasserburg sehe ich Alfons A. T. spazieren. Er blickt suchend zwischen den Obstbäumen Richtung Blumenfeld; aber weit und breit ist meine Mutter nicht zu sehen. Durch seine kleinen Brillengläser hat er den Blick eines Intellektuellen. Er lächelt mir leicht zu, geht dann aber weiter Richtung Rinderschen Deich.

    Dann ist die zweite Seite vom Panhas kross. Ich nehme den Panhas und lege ihn auf den Teller von meinem Sohn.

    Guten Appetit.

     
  4. 10

    Die neuen Sorte brauchen nicht mehr zwingend Frost. Rosenkohl ist auch nicht mehr so bitter wie früher

     
  5. 6

    „Noch vor dem ersten Frost“? Falsch. Kleve hat schon mehrere Nachfröste erlebt. Es ist also Grünkohlzeit!

     
  6. 3

    Nee, nee, Fotografieren vorm Essen ist nicht das neue Beten. Es ist der Versuch, das Leben, den Moment, das Vergängliche festhalten zu wollen. Und es dann auf Instagram oder wo auch immer auszustellen. Hier, seht, mein (schönes, interessantes, wertvolles) Leben.

    Aber ein Foto ist natürlich immer auch ein Foto ist ein Foto ist ein Foto. Und das hier macht Lust auf Grünkohl.

     
  7. 2

    @Rüdiger Weizenkeim Eine feine Beobachtung. Womöglich ist Fotografieren das neue Beten. Hat beides mit Ãœberwindung von Zeit und Verfall zu tun…

     
  8. 1

    ‚ Mahlzeit, früher haben wir vor dem Essen gebetet. Heute wird fotografiert. Sieht gut aus !