Tief im Westen, tief im Osten: Mach’s gut, Markus!

Kann auch gut berühmte Skulpturen imitieren: Markus van Appeldorn, Journalist
Kann auch gut berühmte Skulpturen imitieren: Markus van Appeldorn, Journalist

Niemals geht man so ganz, sang einst Trude Herr, und im Falle von Markus van Appeldorn hat sich die Wahrhaftigkeit dieser Zeile bereits herausgestellt, denn in den Kommentarspalten unseres kleinen Angebots ist er auch weiterhin aktiv, dem Internet sei Dank, jener großartigen Erfindung, die es erlaubt, ein hyperlokales Angebot wie kleveblog.de auch 650 km weiter östlich, im Freistaat Sachsen aufzurufen und zu verfolgen. Dort sitzt Markus van Appeldorn jetzt nämlich, in der Redaktion der Sächsischen Zeitung in Löbau, tief im Osten und fernab seiner Heimat Kleve, und auch fernab von München, jener Stadt, der er lange Jahre als Gesellschaftsreporter der Bild-Zeitung verbunden war.

Hier fehlt er.

Im Klever Mikrokosmos und seinem spirituellen Zentrum in der Unterstadt, in einem Umfeld, das zwischen kleinen Gläsern und großen Gesten oszilliert, hatte Markus van Appeldorn die Rolle eines Higgs-Bosons inne. So, wie dieses Elementarteilchen andere Partikel auf magische Weise anzieht, gewann Markus die Menschen in seiner Nähe für sich – ganz einfach, weil er ein geistreicher und humorvoller Zeitgenosse ist.

Noch dazu einer, der sich stilvoll zu kleiden weiß. Menschen mit einem Clubjacket samt korrekt sitzendem Einsteckttuch sind eher selten in Klever Lokalen anzutreffen, ebenso solche in Krachledernen. Markus van Appeldorn verstand und versteht es, in beiden Welten würdig aufzutreten.

Mit Freunden am Tresen waren in Markus‘ Gegenwart lehrreiche und unterhaltsame Dialoge garantiert: Wie aus heiterem Himmel legt er plötzlich dar, warum im „Kapital“ von Karl Marx ein grundlegender Denkfehler enthalten ist. Oder er beschäftigt eine Runde damit, darüber zu sinnieren, wer denn damals, am 8. Mai 1945, die Kapitulationserklärung unterschrieben hat. Hitler war’s nicht, klar. Dönitz? Als dann die richtige Antwort – Keitel – in die Runde geworfen wird, ist es nicht weit, bis der erste ungläubig ruft: „Was?! Harvey Keitel hat die Kapitulationserklärung unterschrieben??“ Man muss sich, in geringen Dosen, Alkohol hinzudenken, um eine Ahnung dessen zu erhaschen, was an weiteren Kalauern folgt.

Ein Quell vielfacher Erheiterung ist auch die lange Leidensgeschichte der Beziehung von Markus zu seinem 28 Jahre altren Mercedes 420 SE, die von seinen Freunden stets voller Empathie mitverfolgt wurde. Es reichten die Erwähnung einzelner Bauteile (Kraftstoffpumpen-Relais, man hätte es überbrücken können, sagt Gerri) oder Orte (Karlsruhe), die sich vor dem geistigen Auge zu automobilen Dramen nie gekannten Ausmaßes auswuchsen. Im Freundeskreis ist das Fahrzeug als „der Raumgleiter“ bekannt. 

Auch für kleveblog schrieb Markus van Appeldorn mitunter, nicht nur in den Kommentaren. Diese Beiträge werden fehlen, aber bei alldem überwiegt die Freude für Markus – die Sachsen können sich glücklich schätzen, einen Mann wie ihn in ihren Reihen zu haben: Mach`s gut, Junge!

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Alles

Deine Meinung zählt:

11 Kommentare

  1. 10

    @7 MvA
    Da die Wahrheit und vor allem die Konsequenzen daraus heute so gut wie niemanden mehr interessiert lernen wir heute was über Heidi Klum, Dieter Bohlen und ähnlich! Auch hier in diesem Blog wird gerne über sowas berichtet.

     
  2. 9

    Ein riesengroßes Dankeschön für den wunderbaren Artikel von 21.08.2017 in der SZ über die Oberlausitz. Ganz berührend verfasst und es soll uns Oberlausitzern zeigen , wie schön unsere Heimat ist. Viele vergessen das nämlich. Und wir können stolz sein , auf dieses schöne Stück Land und die Menschen. Danke.

     
  3. 7

    Ich sage das nur deswegen, weil die ursprüngliche Diskussion tatsächlich darum ging, wer die Kapitulationserklärung abgegeben habe. Die Mehrheitsmeinung war Dönitz. Dem entgegnete ich, dass es Jodl für die Westalliierten (7. Mai 1945 Reims) und Keitel für die Ostalliierten (8. Mai 1945 Berlin Karlshorst) gewesen sei. Da ich die Erfahrung gemacht habe, dass meinen Worten kein Glaube geschenkt wird, musste ich das belegen – was geschah. Dann kam tatsächlich die Nummer mit Harvey Keitel. I like.

     
  4. 6

    @AvK Einige. Spontan fallen mir ein Peter Huth (Chefredakteur WamS), Markus Verbeet (Der Spiegel), Anne van Eickels und Steffi Neu (WDR), Claus Lufen (war mal Reporter am Spielfeldrand, keine Ahnung, was er zur Zeit macht), Rolf Langenhuisen (ehemals stellvertretender Chefredakteur der NRZ), Tilman Pauls (Basler Zeitung), Robert Peters (stammt zwar aus Goch, hat aber viele Jahre in Kleve gearbeitet, Sportchef der RP)… und ich habe bestimmt noch einige nicht auf dem Schirm…

     
  5. 5

    Danke, lieber Ralf! Dass ich es einmal schaffen würde, mit Hitler zusammen in einem Artikel erwähnt zu werden, hätte ich mir so schnell auch nicht ausdenken können. Es war übrigens Jodl. Allerdings bereits am 7. Mai in Reims. Und dann erst Keitel am 8. Mai in Berlin Karlshorst. Nee, ehrlich jetzt: Ich bin gerührt und geschüttelt von Deiner liebevollen Verabschiedung. Lieben Gruß. Appeldorn.

     
  6. 4

    Interessant. Da fragt sich nun der aufmerksame Leser, wie viele namhafte deutsche Journalisten in Summe ursprünglich aus dem Kleverland stammen?