Supertierschützer T.: Anklage für die Katz‘?

Wer das Tier links oben aufgenommen hat, müsste vielleicht einmal nach geschult werden (Foto: Tierheim Mehr)
Das Tier ist, laut Nietzsche, kurz angebunden an den Pflock des Augenblicks. Menschen haben ein Gedächtnis. Staatsanwälte ein großes (Foto: Tierheim Mehr)

Es kommt einem vor, als könne man sämtliche Straßenhunde Bukarests vor Freude jaulen hören – war die Anklage gegen den größten aller Tierschützer, Sigurd T. (71) aus Kleve, wegen der Hinterziehung von Sozialversicherungsbeiträgen womöglich für die Katz‘?

Monatelang prüfte das Landgericht die Anklage, Ende November fällte es die Entscheidung: Die Anklage gegen den bundesweit bekannten Tierschützer Sigurd T., Sozialversicherungsbeiträge in sechsstelliger Höhe hinterzogen zu haben, wird nicht zur Hauptverhandlung zugelassen – zweifelsohne ein Etappensieg für den 71 Jahre alten Klever, der im Sommer vergangenen Jahres in seinem Feriendomizil in Frankreich verhaftet worden war und danach acht Monate in Untersuchungshaft verbringen musste.

Doch das Verfahren ist damit noch nicht beendet. Guido Schulz, der zuständige Dezernent bei der Staatsanwaltschaft Kleve, sagte: „Wir werden gegen diese Entscheidung Beschwerde einlegen.“ Dann muss das Oberlandesgericht Düsseldorf darüber befinden, ob die Vorwürfe im Rahmen einer Gerichtsverhandlung geklärt werden. Außerdem, so Schulz, laufe gegen T. noch ein zweites Verfahren wegen Betrugs, das von dieser Entscheidung nicht betroffen sei.

Die Anklage hatte sich darauf gestützt, dass zwischen T.und den in seinen Organisationen beschäftigten Familienangehörigen ein Verhältnis wie zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bestanden habe. Folglich sei T. zur Zahlung von Sozialversicherungsbeiträgen verpflichtet gewesen. Da der Tierschutz-Unternehmer seine Familienmitglieder üppig entlohnte, fielen nach Berechnungen der Staatsanwaltschaft rund 640.000 Euro an nicht gezahlten Entgelten an.

Dieser Argumentation konnte das Landgericht nicht folgen. Die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts, so Gerichtssprecher Christian Spelz, sah in dem Geflecht eher „die Struktur eines Familienbetriebs“, die andere juristische Voraussetzungen mit sich bringt.

T. war in Kleve und auch weit über die Stadtgrenzen hinaus dafür bekannt, Straßenhunde aus Südeuropa nach Deutschland zu überführen und dort weiter zu vermitteln. In vielen Geschäften standen Spendendosen, die beispielsweise mit „Südeuropäische Tierhilfe e.V.“ beschriftet waren. In Mehr betrieb T. das „Albert-Schweitzer-Tierheim“, das nach seiner Verhaftung Insolvenz anmelden musste und nun unter anderer Trägerschaft fortgeführt wird.

Über seinen Anwalt hatte Sigurd T. die gegen ihn erhobenen Vorwürfe stets zurückweisen lassen. Der Vorwurf der Hinterziehung von Sozialversicherungsbeiträgen „entbehre jeder tatsächlichen Grundlage“, so Sven-Henning Neuhaus. Es sei auch zu „keinem Zeitpunkt zu einem Missbrauch von Spendengeldern in Tierheimen und Vereinen gekommen, denen unser Mandant als Vorstand angehörte“, so Neuhaus.

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10 Kommentare

  1. 10

    Herr T. ist in der Tat noch einer der harmloseren Tierschlepper, da gibts noch ganz andere Kaliber, was das Ganze aber nicht besser macht.

    Diese Tierschlepper sind recht skrupelos was das Tierleiden betrifft, vielen isses völlig Wurst solange die Kasse stimmt

     
  2. 9

    ich hab ne Quittung unterschrieben – man kann bei sowas auch jede Menge Redbull geniessen
    Ich hab das gemacht um zu begreifen wie mein Leo aus Spanien gekommen ist – die Hunde wurde da vom Tierarzt fertig gemacht – geimpft und kastriert und dann wurde ausgesucht von Tenbieg wer verkauft werden kann. Der Tenbieg ist ja noch harmlos – schlimmer sind die Leute die sich zu Weihnachten einen Welpen kaufen und um Ostern auf dem spanischen Marktplatz standen und den Hund mit Leine an die Tante vom Tierheim übergaben. Tiere sind eine Geldmaschine für die Stadt Kleve – das Ordnungsamt – Fressnapf usw.
    In Cuba geht das ganz anders – da laufen die Hunde am Strand rum – manche Touris nehmen mal einen mit und hin und wieder sind alle Hunde weg – da gabs auf der Halbinsel von Varadero ne Krododilfarm und da wurden die dann über Zaun geschmissen – und die Lederhosen können wir dann hier kaufen auf Rechnung

     
  3. 6

    ich bin 2002 + 2003 mal nach Spanien und Bukarest mal mit gefahren – ich hab da auch ein bisken geknipst
    je Tour gab es 500€ – 3 Tage hin und eine zurück mit 60 Hunden im Auto

     
  4. 5

    Hallo, ich plädiere schon seit Jahre für eine Reform im deutschen Vereinswesen, m.E. ein Hort des Stillstands und der selbstgefälligen Behäbigkeit. „Tierschützer“ gehören zu den Schlimmsten in dieser Liga.

     
  5. 4

    Vielen Dank, Herr Fingerhut. Zur Art der Erwirtschaftung wollte ich mich nicht auslassen, weil sonst gleich weder ein Shitstorm von „Tierschützern“ losbricht.

     
  6. 3

    @ 1. Markus van Appeldorn :
    Laut WikiPedia betragen die sogenannten „ArbeitGeber“- und „ArbeitNehmer“Anteile an den diversen SozialVersicherungen je rund 21% des angeblichen ArbeitsLohns.
    Solange keine Zuschläge oder Zinsen für die verspätete Zahlung enthalten sind,
    müßte also gelten :
    640k€ entspricht 42% = 0,42
    folglich :
    100% entspricht 640k€ / 0,42 = 1,5M€.
    Ich vermute, daß 1,5 Millionen innerhalb der Familie verteilt wurden.

     
  7. 1

    Wie viele Millionen sind da erwirtschaftet worden, wenn allein für Sozialversicherungsbeträge 640.000 € im Raum stehen?