Pfarrer Grosch: Was stand in den Kurzmitteilungen?

Bei der St.-Anna-Prozession im Juli vergangenen Jahres im regenbogenfarbenen Talar: Pfarrer Christoph Grosch
Bei der St.-Anna-Prozession im Juli vergangenen Jahres im regenbogenfarbenen Talar: Pfarrer Christoph Grosch

(Aktualisiert, mit Hinweis auf die NRZ („saloppes Lästern über Dritte“) und einer Stellungnahme der Familie des Suizid-Opfers) Pfarrer Grosch weg?! Die Fassungslosigkeit in Reichswalde und Materborn kennt keine Grenzen, nachdem sich die Nachricht verbreitete, dass der beliebte Pfarrer um Entpflichtung gebeten und das Bistum diesem Wunsch entsprochen hatte.

Am Wochenende, das eigentlich im Zeichen des Patronatsfestes stehen sollte, war in den Gottesdiensten völlig überraschend der dürre Abschiedsbrief von Pfarrer Christoph Grosch verlesen und auch als Handzettel verteilt worden. Für einen persönlichen, würdevollen Abschied war die Situation offenbar zu brisant.

Das Bistum Münster hatte am Sonntag in einer Presseerklärung von Kurzmitteilungen mit einem „unangemessenen Inhalt“ gesprochen. Seitdem fragen sich die Gläubigen in den beiden Klever Ortsteilen: Was stand in den Kurzmitteilungen, die der Geistliche über den Whatsapp-Dienst an einen Jugendlichen versandte?

Über den genauen Wortlaut lässt Dr. Stephan Kronenburg, Pressesprecher des Bistums Münster, nichts verlauten, nur so viel: „Es ist weder etwas strafrechtlich Relevantes noch geht es in die Richtung sexueller Missbrauch.“

Aber was dann? „Es geht um das Thema Nähe und Distanz“, so Kronenburg. Aus der Perspektive der Verantwortlichen in Münster hat es der Geistliche bei dem Kontakt mit einem Jugendlichen aus der Gemeinde an der professionellen Distanz vermissen lassen.

In der NRZ von heute (15.01., Angebot bezahlpflichtig) berichtet Andreas Gebbink, dass „saloppes Lästern über Dritte“ der Inhalt der Kurzmitteilungen gewesen sei – was natürlich die Frage aufwirft, ob dies als Verfehlung allein ausreicht, einen beliebten Pfarrer so aus einer Gemeinde abzuziehen (auch wenn dies „auf eigenen Wunsch“ erfolgt ist).

Die in den Kommentaren auf dieser Seite von einem Leser aufgeworfene Frage nach einem möglichen Zusammenhang mit einem Suizid, der sich im Sommer des vergangenen Jahres ereignet hatte – ein Messdiener hatte sich im Pfarrheim erhängt – hat das Bistum ebenfalls beschäftigt. Stephan Kronenburg: „Dass es den Selbstmord gab, ist uns bekannt. Zu den Spekulationen im kleveblog (der Verfasser selbst schreibt ja „mögen sein“) – die einen mitursächlichen Zusammenhang zwischen diesem Selbstmord und der Bitte von Herrn Grosch um Entpflichtung sehen, äußern wir uns aber nicht.“

Die Familie des Opfers meldete sich jetzt und legt Wert auf die Feststellung, dass der Suizid in keinem Bezug zu den Vorgängen steht, die zur Entpflichtung des Pfarrers geführt haben. Und auch der Sprecher des Bistums, Dr. Stephan Kronenburg, teilte nun mit: „Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem Selbstmord des Jugendlichen, dem unangemessenen Kommunikationsverhalten von Herrn Grosch mit einem anderen Jugendlichen und der Entpflichtung von Herrn Grosch.“

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20 Kommentare

  1. 20

    Es wurde wieder einem schutzsuchenden, jungen Menschen seelischer Schaden zugefügt.

    Wer fragt, wie es diesem jungen Menschen und seinem Umfeld geht?

     
  2. 19

    … und – was kann der Troll un dazu beitragen?

    War also alles gar nicht so ganz verkehrt, was da „spekuliert“ worden ist …

    … und eine Strafanzeige ist auch eingegangen! Also vielleicht doch auch strafrechtliches Verhalten?

    Nun ja, die Kirche kehrt ja gern unter den Tisch. Jetzt ist ja raus, wie es wirklich gelaufen ist, mit der „Entbindung“ …

    Schade um einen ansonsten guten Pfarrer.

     
  3. 18

    @ 13 rd: gegenüber der RP (Ausgabe vom 20.01.) durfte und tat er es aber offensichtlich wohl

     
  4. 17

    @16 Joseph Johann
    Tja, nichts Genaues weiß man nicht. Was man indes genau weiß, ist, dass die Diözese Münster dem betroffenen Pfarrer per öffentlicher Erklärung ihres Pressesprechers Hilfestellung anbietet, eine gleiche öffentliche Erklärung aber nicht bezüglich des betroffenen Jugendlichen abgibt. Das sage ich völlig abseits der Kenntnis des Umstandes, ob es einer solchen Hilfestellung bedarf.

     
  5. 15

    Genau, die Scheinheiligen. Jammern über Kirchenaustritte etc., verprellen aber Menschen, die nicht nur die älteren Kirchgänger, sonder auch die Jugend (Zukunft der Kirche) mit Ihren Gottesdienst angesprochen haben (Veni-Gottesdienste in Emmerich)

     
  6. 12

    Wo wird hier jemandes Leben kaputtgemacht?

    ER kann es doch richtig und klar stellen …

    … darf es aber vermutlich vom Bistum aus nicht.

    Nur, genau das ist das Problem: wenn man uns nicht konkret aufklärt, warum soll man dann nicht spekulieren dürfen …

     
  7. 11

    Ohne ein Urteil fällen zu wollen, aber einfach nur mal, sofern denn das Bistum hier mitliest, einen Gedankenanstoss zu geben. Das Verhalten des Bistums und deren Äußerungen lässt sehr viel Spielraum für Spekulationen, und meistens sind es Gedanken, die beiden Parteien, also Pastor und Kirchenleitung im schlechten Licht stellen können. Wer diesen Bericht hier kennt https://youtu.be/RMsYUQtEHs0 hat direkt schon eine vorgefasste Meinung.

    In dieser Situation hilft nur ein offener, ehrlicher Dialog mit der betroffenen Gemeinde und der Öffentlichkeit.

    Benno

     
  8. 10

    Was hinter dem nebulösen Vorwurf steckt, wollte das Bistum Münster bisher nicht weiter konkretisieren.

    Pressesprecher Stephan Kronenburg vom Bistum Münster teilte nun lediglich mit: „Der Kontakt zu dem Jugendlichen lief über einen längeren Zeitraum. Erst in der letzten Phase wurde er dann unangemessen. Seit wann genau, das weiß ich auch nicht.“ Der Bistums-Sprecher betonte nochmals, dass Grosch nichts Strafrechtliches in dem Chatverlauf geschrieben habe und es sich auch nicht um sexuelle Belästigung handele, daher habe man die Sache auch nicht zur Anzeige gebracht.

    Der Priester will Kleve verlassen, wie er in seinem Brief an die Gemeinde mitteilen ließ. Wie lange er noch im Materborner Pfarrhaus wohnen wird, konnte das Bistum nicht sagen. Dass er dort nicht bleibe, davon geht Kronenburg aus. „Wenn jemand sagt, er brauche eine Auszeit, dann ziehen sich die Leute in der Regel irgendwohin zurück. Sonst führt das auch zu nichts“, sagt der Sprecher. Dass die katholische Kirche reich an Rückzugsorten ist, betonte er: „Ob ein Kloster oder andere kirchliche Häuser, da haben wir sicher einige Möglichkeiten.“ Falls Grosch Hilfe brauche, bekomme er diese: „Wenn er uns darauf anspricht, werden wir ihm diese Unterstützung auch geben.“

     
  9. 9

    Was ist das für ein irrer psychischer, massiver, Druck auf diesen Menschen . Ich kenne ihn nicht. Allerdings sollte sich das besonders, in diesem Dunstkreis hoch gelobte, christlich orientierte Klientel erstmal zurück halten.

     
  10. 7

    Tja, Herrje, diese Menschen hüllen sich in lustige Kostüme. Sie glauben, es sei modern, wenn sie diese Kostüme ein bisschen bunt gestalten. Und sie glauben, es sei ein „Jugendgottesdienst“, wenn statt Orgelmusik ein bisschen Popmusik in einer Kirche erklingt. Natürlich haben sie nichts verstanden. Einerseits ist die Kirche so was von überfrachtet mit Regularien und Ritualen, andererseits fehlt es ihr an einer Haltung, zu der man stehen kann. Dabei bin ich der Ãœberzeugung: Wir brauchen Kirche. Mit mehr Haltung. Mit mehr Orientierung. Mit weniger Gedönskram. Gesitliche sind spirituelle Dienstleister ihrer Gemeinden. Wir dürfen Ansprüche an sie stellen. Nicht sie allein als Repräsentanten irgendwelcher Kirchenoberen an uns.

     
  11. 6

    @1 et al.
    Von wegen, die (kath.) Kirche entscheide nicht, was strafrechtlich relevant ist.
    Schon einmal https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenrecht bzw. spezifischer, vom kanonischen Recht gehört ?
    Ihr dürft nicht vergessen, es gibt Kirchen, und Amtskirchen.
    Die rel. Kirchengemeinschaft der Pastafari ist eine Kirche, die kath. Kirche ist eine Amtskirche.
    Noch keine 100 Jahre her war die Amtskirche eine Institution, der echte Amtskraft verliehen war.

    Unterzeichneter hat noch vor 40 Jahre seine Kopien für Bewerbungen und so durch Pastor Leinung amtlich absiegeln lassen, bei Herrn Leinung war eine kleine Spende für den ganzen Packen amtlich bestätigter Kopien fällig, bei der Stadt wären das damals 1DM pro Stück fällig, ein Batzen Geld für die gleiche Leistung.

    Nur mal so zum Thema amtliches Handeln der kath. Kirche.

    Heute hat sich das öffentliche Ansehen der Kirche etwas gewandelt, an der Stellung der Kirche hat sich amtlich gesehen aber (noch) nichts geändert.

     
  12. 4

    Wenn ein SEELsorger bei einer minderjährigen Person nicht in der Lage ist, professionelle Distanz zu wahren, dann ist das emotionaler Missbrauch. Der ist strafrechtlich in der Regel nie relevant, kann aber für die Betroffenen je nach Ausprägung und Dauer auch negative Folgen haben.

     
  13. 3

    @Husky Was soll die Aufregung? Andere Arbeitgeber befinden bei bestimmten Verhaltensweisen auch darüber, ob etwas strafrechtlich relevant sein könnte. Diese Einschätzung hat so oder so noch nichts mit einem Gerichtsverfahren zu tun.

     
  14. 1

    Seit wann entscheidet bitte die Kirche ob etwas strafrechtlich Relevant ist und was nicht? Das entscheidet in Deutschland immer noch ein Gericht…

    Die haben weiss Gott (nuff said) unter den Tisch gekehrt die letzten… hunderte von Jahren….