Neuer Tiergarten: „Mit diesem Erbe sachgerecht und verantwortungsbewusst umgehen“

Wir haben den Kanal noch lange nicht voll: Bedeutendes Kulturerbe Neuer Tiergarten (Foto: Stadt Kleve)
Wir haben den Kanal noch lange nicht voll: Bedeutendes Kulturerbe Neuer Tiergarten (Foto: Stadt Kleve)

51 Seiten für ein Jahrhunderterbe der Stadt: Das neue Parkpflegewerk Neuer Tiergarten wurde in der vergangenen Woche der Öffentlichkeit vorgestellt. Dahinter steckt eine lange Geschichte…

Die Klever Parkanlagen sind ohne Zweifel eine Besonderheit und stellen, im Ensemble mit dem Museum Kurhaus, einen überregional bedeutsamen touristischen Anziehungspunkt dar. Neben der damit verbundenen Aufmerksamkeit ist damit aber auch die Verantwortung und Herausforderung verbunden, die Anlagen in ihrem Wert zu erhalten und zu pflegen, notwendige Teile zu rekonstruieren und bei Bedarf zu ergänzen. Vor dem Hintergrund sich ändernder gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen ist es wichtig in Bezug auf die Frage, wie in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit diesem Erbe sachgerecht und verantwortungsbewusst umgegangen werden kann, Leitbilder und Ziele zu entwickeln und dabei die gesellschaftlichen Veränderungen und wirtschaftlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen. Dazu soll die Erstellung eines Parkpflegewerks dienen.

Aufgrund des Grunderwerbs der Stadt Kleve am Prinz-Moritz-Kanal und östlich des Amphitheaters ist es möglich geworden, diese Flächen in die gartendenkmalpflegerische und gartentouristische Entwicklung des Neuen Tiergartens auch gestalterisch zu integrieren. Des Weiteren bestand die Notwendigkeit, die über die letzten Jahrzehnte sukzessive ausgeführten Wiederherstellungs- und Sanierungsmaßnahmen aus den aktuellen Erfordernissen heraus zu betrachten, zu analysieren, zu bewerten und zu einem Gesamtkonzept zusammenzuführen.

Das Parkpflegewerk zum Kernbereich des Neuen Tiergartens dient als Fortschreibung der von Rose und Gustav Wörner ab 1979 betreuten Planung zur Wiederherstellung des historischen Parks. Der herausragende kulturhistorische und denkmalpflegerische Wert der klevischen Gartenanlagen wurde bereits Ende der 1970er Jahre herausgestellt und der Neue Tiergarten mit seinen historischen Bezügen zum Kavariner Tor und Gut Gnadenthal sowie zur Wasserburg Rindern 1988 als Denkmalbereich eingetragen. Im Jahre 2014 wurde der Neue Tiergarten nach einer weiterführenden denkmalrechtlichen Bewertung zusätzlich als Baudenkmal (Gartendenkmal) unter Schutz gestellt.

Ab Anfang der 1980er Jahre wurden wesentliche Strukturen des Neuen Tiergartens nach den Zielsetzungen der Wörner-Planung wiederhergestellt. Der Park genießt heute bei Gartenliebhabern und Fachpublikum ein großes Interesse und stellt für Kleve und das Umland ein beliebtes Naherholungsziel mit hohem Identifikationswert dar.

Im Stadtentwicklungskonzept aus dem Jahre 2009, welches in enger Zusammenarbeit mit den Bürgern der Stadt erstellt werden konnte, ist das Ziel formuliert, Grün und Freiräume zu erhalten. Als wichtige Maßnahme ist darin die Erstellung eines Parkpflegewerks aufgeführt. Demnach nehmen die historischen Park- und Grünanlagen eine bedeutende Rolle in der Stadt und im Bewusstsein der Klever Bevölkerung ein, die es langfristig zu sichern gilt.

Als Bearbeitungsgebiet des Parkpflegewerks wurde der Kernbereich des Neuen Tiergartens mit der zentralen Hauptachse vom Amphitheater zum Prinz-Moritz-Kanal und den in der Ebene liegenden Parkbereichen vom Forstgarten bis zum Schützenhauspark bestimmt.

Mit der Aufstellung des Parkpflegewerks für den „Neuen Tiergarten Kleve – Kernbereich“ ist das Fachbüro für Landschaftsarchitektur von Elke Lorenz aus Düsseldorf beauftragt. Frau Lorenz hat bereits zahlreiche Parkpflegewerke und andere gartenhistorische Gutachten erfolgreich bearbeitet, zum Beispiel im Zusammenarbeit mit Architekturbüros für das LVR-Klinikum Viersen, die Parkanlage Burg Hülshoff oder die Kaiserberg-Anlage in Duisburg-Duissern.

Zu Beginn des Jahres 2014 hat Frau Lorenz die Bearbeitung des Parkpflegewerks in Kleve aufgenommen. Ihre Tätigkeit gliederte sich dabei in die historische Analyse und Dokumentation, die Bestandserfassung, die Bestandsanalyse und -bewertung, die Denkmalbewertung sowie den Ziel- und Entwicklungsplan. Der Planungsprozess wurde von einem fachämterübergreifenden Gremium begleitet, dessen Diskussionen und schriftliche Stellungnahmen in das Ergebnis des Parkpflegewerks eingeflossen sind.

Im Ergebnis steht der fertiggestellte Teil der Ziel- und Maßnahmenplanung als Werk mit 51 Seiten, zehn Plänen, einer Pflanzenliste im Anhang sowie einem umfangreichen Maßnahmenkatalog nun der Stadt Kleve zur Verfügung. Bei der Vorstellung in der gemeinsamen Sitzung des Umwelt- und Verkehrsausschusses und des Ausschusses für Kultur und Stadtgestaltung wurde das Ergebnis des Gutachtens, in Form der Ziel- und Maßnahmenplanung präsentiert. Das Konzept soll im kommenden Jahr dem Rat der Stadt Kleve zum Beschluss vorgelegt werden.

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7 Kommentare

  1. 7

    @6. Benno

    Dieses Gebäude, Stechbahn 55 (unbewohnt), ist bereits, wie Stechbahn 53 ( bewohnt), in der offiziellen
    „Liste der Baudenkmäler in Kleve“, aufgeführt.

    Nr. 94 Wohnhaus Stechbahn 55 Datierung um 1900
    Zweigeschossig, dreiachsig, mit flauem Mittelrisalit, Backstein mit Stuckdekoration

    Rücksprachen mit der Stadt blieben leider ergebnislos…….

     
  2. 6

    Vielleicht wartet Eigentümer, bis er es abreißen und ein modernes Haus dort bauen darf. Ich weiß nicht, daher die Frage: dürfte die Stadt Kleve nicht hergehen und die Fassade unter Denkmalschutz stellen/ stellen lassen? Dann wäre zumindest diese vor dem Wahn des Neuen geschützt.

    Benno

     
  3. 5

    @4. Benno

    Sie haben vollkommen Recht, dass auch in Kleve vorhandene alte Gebäude, geschützt, gepflegt, bei Bedarf renoviert oder restauriert werden sollten.

    Es gibt in Kleve auch z.B. ein bereits denkmalgeschütztes „Wohngebäude“, Stechbahn 55, das seit Jahren unbewohnt ist und bewusst dem Verwahrlosungszustand überlassen wird.

    Auf dem davor gelegenen, seit ebenso einigen Jahren ! verwahrlosten und immer stark verschmutzen, öffentlichen Gehweg, kam es auch schon deswegen zu Fußgänger-Unfällen mit nachhaltigen, gesundheitlichen Einbussen.

    Obwohl schon öfter bei der Stadtverwaltung nachgefragt und gemeldet wurde, gab es bis dato keine positive Veränderung.

     
  4. 4

    @ 1: Gut, dass es diesen Arbeitskreis gibt, denn dieser erhält und pflegt diese alten Parkanlagen. Meine Frage hierzu: warum gibt es so etwas nicht für die Stadtgestaltung? Wenn ich überlege, dass das sehr stark zerstörte Breslau zumindest um den Marktplatz wieder liebevoll nach alten Aussehen aufgebaut wurde. Es schaut nun so aus, als wäre es vom Weltkrieg verschont geblieben. Warum nicht damals auch in Kleve? Warum wurden die noch vorhandenen alten Gebäude (Steigerhaus, Hotel Bollinger, die Fassade der alten evangelischen Kirche in der Großen Strasse etc.) abgerissen?Kleve wäre doch bestimmt noch attraktiver für Besucher, oder?

    @ 2: Ja, der Adler muss auf den Obelisken, damit dieses alte Erscheinungsbild wieder komplett ist.

    Warum muss der Minoritenplatz unbedingt so wie in der Zeitung gezeigt mit einer der drei Varianten bebaut werden? Warum solche Warum nicht, wie auch hier schon an anderer Stelle geäußert, einfach einen kleinen Park anlegen?

    Wird “ mit diesem Erbe sachgerecht und verantwortungsbewusst“ umgegangen?

    Benno

     
  5. 3

    Hoffen wir mal das Beste … dass jemand von weiter weg das richtige Gefühl für die Dinge entwickelt …

    By the way … wer hatte eigentlich die Idee mit den (überflüssigen) Laternen, deren Installation wochenlang (gefühlt monatelang) die Strecke um den Kanal blockiert hat?

     
  6. 2

    Zahlreiche Literatur beschreibt die Architektur der Klever Parkanlagen. Anlagen die europaweit bekannt sind und
    immer wieder aufs Neue die Besucher begeistern

    Wie leichtsinnig in Kleve mit diesem Erbe eine zeitlang umgegangen wurde, zeigt für alle sichtbar der Betonklotz
    der Schule in Rindern, „elegant“ platziert in der Sichtachse vom Klever Springenberg zum Eltenberg.

    Auch jetzt lauert wieder Gefahr, würden in Kleve völlig ungeeignete Personen damit betraut, das Haupt des Obelisken mit seinem kupfernen Knopf zu restaurieren, bzw. hierzu ihre laienhaften Empfehlungen abgeben.

     
  7. 1

    Neben dem Neuen Tiergarten gibt es natürlich auch den Alten Tiergarten. Beide Anlagen stellen eine konzeptionelle Einheit dar, wie sich aus der verlinkten Darstellung leicht ersehen lässt: http://www.kermisdahl-wetering.de/impressionen/klever_gaerten_skizze/klevergaertenskizze.jpg .

    Auf Initiative des Arbeitskreises Kermisdahl-Wetering im Klevischen Verein wurde eine Studie mit ähnlichen Schwerpunkten bereits in 2015 erstellt: http://www.kermisdahl-wetering.de/veranstaltungen/2015/2015.09._parkpflegewerk.html